Die russische Kultur solle von nicht sehr gescheiten Menschen abgeschafft werden, während man in Russland auf keines der besten Kunstwerke anderer Länder verzichten werde, sagte der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Veranstaltung am Mittwoch. Im Gegensatz dazu würden die Ideen und humanistische Grundsätze, die in diesen Werken verankert sind, in Russland stets und weiterhin gefördert. Damit bezog er sich aktuell auch auf ein Theater in Sibirien, das sowohl Stücke der russischen Künstler als auch ausländische Werke inszeniert. Putin stellte klar:
"Wir sind intelligent – und diejenigen, die unsere Kultur abschaffen, sind es nicht sehr."
Nach dem Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine hatte eine Reihe von EU-Ländern einen verschärft russophoben Kurs und die sogenannte Cancel Culture gegenüber Werken und Interpreten russischer Kultur unterstützt. Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen und Aufführungen mit Russland-Bezug wurden reihenweise abgesagt. So wurden etwa auch Aufführungen der Werke des russischen Komponisten Pjotr Tschaikowski vom Programm gestrichen und Lesungen der Werke des Schriftstellers Fjodor Dostojewski abgesagt.
Der polnische Vize-Premierminister Piotr Gliński, der in Personalunion als Kulturminister zugleich die aktuelle Kulturpolitik in Polen verantwortet, forderte bei einem Treffen, die russische Kultur müsse in Polen aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Es sei gerade nicht die richtige Zeit für Tschechow oder für Puschkin, auch nicht für das russische Ballett und schon gar nicht für das Alexandrow-Ensemble, hieß es bei ihm.
Auf die Berichte über die Abschaffung der russischen Kultur hatte Wladimir Putin auch in seiner Rede vor den Teilnehmern des Internationalen Diskussionsklub Waldai Ende Oktober in Moskau reagiert:
"Die Nazis hatten Bücher verbrannt – im Westen werden derzeit Fjodor Dostojewski und Pjotr Tschaikowski verboten. Die sogenannte Cancel Culture verhindert die Entwicklung des freien Denkens in allen Bereichen, sei es Wirtschaft, Politik oder Kultur."
Die Geschichte werde sicherlich alles wieder an seinen Platz stellen und nicht die größten Werke der allgemein anerkannten Genies der Weltkultur "canceln", sondern diejenigen, die beschlossen haben, sie hätten das Recht, nach ihrem Gutdünken über diese Weltkultur zu verfügen, betonte der russische Präsident damals.
"Die Eitelkeit dieser Leute sprengt – wie man sagt – jeden Rahmen. Jedoch in ein paar Jahren wird sich niemand mehr an ihre Namen erinnern. Aber Dostojewski wird weiterleben, ebenso wie Tschaikowski und Puschkin – so sehr sich manche auch etwas anderes wünschen mögen."
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