"Wir sollten auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein, auch auf schlechte. In diesem Fall hat jeder von uns einen Handlungsalgorithmus, auch für den Fall einer Evakuierung. Ich schließe das Worst-Case-Szenario nicht aus", sagte Klitschko in einem Interview mit RBK Ukraine. Eine vollständige Evakuierung schloss er aus. Es könnte allerdings zu einer vorübergehenden Umsiedlung in die Vororte kommen, wo es Dienstleistungen gebe.
Die Stromversorgung in der Stadt mit rund drei Millionen Einwohnern sei derzeit vollständig wiederhergestellt, die Lage könne sich aufgrund von Engpässen aber erneut verschlechtern, warnte Klitschko. Aufgrund der niedrigen Temperaturen könnte es bis zum nächsten Frühjahr zu Stromausfällen kommen.
Klitschko forderte die Stadtbewohner außerdem auf, Vorräte anzulegen. Die Menschen sollten Trinkwasser, Lebensmittel, die ohne Strom gekocht werden können, warme Kleidung und aufgeladene Geräte zu Hause haben. "Und im Falle eines schlechten Szenarios wäre es gut, wenn man in sein Haus in der Vorstadt fahren könnte, wo es Wasser und einen Herd gibt, oder zu seinen Bekannten", erklärte der Bürgermeister.
Michail Podoljak, der Berater des ukrainischen Präsidenten, hatte vergangene Woche betont, dass die Bevölkerung Kiews im Notfall nirgendwo hin umgesiedelt werden könne. "Wo gibt es ein Gebiet, das nicht von Raketen angegriffen wird oder wo es Licht gibt?", fragte er. "Sollen alle nach Polen fahren?"
Kiew war mehrere Tage lang wegen der Angriffe russischer Streitkräfte auf die Energie-Infrastruktur ohne Strom. Präsident Wladimir Selenskij hatte Klitschko deswegen ungewöhnlich offen kritisiert. Der ehemalige Box-Weltmeister warnte daraufhin vor politischem Streit. Der Bild am Sonntag sagte er: "Der Schlüssel des Erfolgs der Ukraine nach dem Angriff Russlands auf unser Land ist der Zusammenhalt, sowohl national als auch international."
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