Die EU stellt "widersprüchliche" Forderungen an Serbien, wenn es um Werte und Prinzipien geht, sagte die serbische Premierministerin Ana Brnabić am Freitag. Zwar sei Belgrad entschlossen, dem Block beizutreten. Doch es sei schwer zu vereinbaren, dass Brüssel auf der territorialen Integrität der Ukraine besteht und gleichzeitig von Serbien erwartet, seine eigene zu verletzen.
Brnabić sprach mit Reportern in Belgrad nach ihrem Treffen mit Emanuele Giaufret, dem Leiter der EU-Mission in Serbien. An einer Stelle wurde sie gebeten, auf die kürzlich vom EU-Parlament angenommenen "Empfehlungen" einzugehen.
"Eine Empfehlung besagt, dass Serbien nur dann Mitglied der EU werden kann, wenn es sich bereit erklärt, Russland zu sanktionieren, weil Russland die territoriale Integrität eines international anerkannten Staates verletzt hat", sagte Brnabić. "Die andere Empfehlung besagt, dass wir unseren europäischen Weg nur fortsetzen können, wenn wir unsere eigene territoriale Integrität aufgeben, das heißt, wenn wir die Unabhängigkeit anerkennen, die die provisorische Regierung des Kosovo 2008 erklärt hat."
"Wenn die territoriale Integrität unantastbar ist, warum wird Serbien dann aufgefordert, seine eigene zu verletzen?", fragte Brnabić.
Die territoriale Integrität von international anerkannten Staaten wie der Ukraine oder Serbien in den Empfehlungen einiger Abgeordneter anzusprechen, sei daher ein völliger Widerspruch zu den Werten.
Derartige Forderungen seien "weder für unseren europäischen Weg noch für die EU-Erweiterung förderlich" und würden auch die Popularität der EU in Serbien nicht erhöhen, fügte sie hinzu.
Brüssel setzt Serbien seit Februar unter Druck, dessen Außenpolitik mit der EU zu "harmonisieren" und Sanktionen gegen Russland wegen des Konflikts in der Ukraine zu verhängen. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat wiederholt seine Politik der Unabhängigkeit und Neutralität verteidigt. Die serbische Öffentlichkeit ist mit überwältigender Mehrheit dagegen, Russland zu sanktionieren oder der EU beizutreten, wenn dies bedeutet, das Kosovo aufzugeben.
Trotz "gewisser Meinungsverschiedenheiten" werde Serbien "die schrittweise Harmonisierung und Förderung der europäischen Werte fortsetzen", sagte Brnabić. "Wir sind der EU-Mitgliedschaft verpflichtet und glauben, dass die Union der beste Platz für unsere Bürger und unsere Wirtschaft ist."
Giaufret erklärte gegenüber Reportern, dass Serbiens Fortschritte ausschließlich von "rechtsstaatlichen" Reformen und dem Ergebnis der Gespräche mit dem Kosovo abhängen".
WM in Katar: Kosovarischer Fußballverband ist über "chauvinistische" Flagge empört
Der Fußballverband des Kosovo (FFK) hat die FIFA aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, nachdem er Serbien ein "aggressives" Verhalten beim Zeigen einer Flagge bei der Weltmeisterschaft in Katar vorgeworfen hatte.
Bilder, die in den sozialen Medien kursierten, zeigten die Fahne in der Umkleidekabine der serbischen Mannschaft vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Brasilien am Donnerstag. Das Banner zeigte eine Version der serbischen Flagge mit einer Karte des Landes, auf der das Kosovo eingezeichnet war. Auf dem Transparent stand der Slogan: "Es wird keine Kapitulation geben."
Der FFK veröffentlichte am Freitag auf seiner Webseite eine Forderung an die FIFA, in der er sich über den "chauvinistischen Akt" empörte.
"Es ist inakzeptabel, dass dieser Akt stillschweigend übergangen wird, und wir fordern nachdrücklich, dass die FIFA ihre Regeln strikt anwendet und den serbischen Fußballverband für diesen aggressiven Akt bestraft, der im Widerspruch zu den Werten steht, die der Fußball vermittelt."
Das Kosovo ist seit 2016 Mitglied der FIFA, und die politischen Auseinandersetzungen zwischen der Region und Serbien haben sich in der Vergangenheit auf den Fußball ausgewirkt.
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