Wie das Portal Fontanka berichtet, hat Sergei Neprimerow die estnische Stadt Narva verlassen, um in Iwangorod einen Freund zu beerdigen. Daraufhin wurde seine Aufenthaltserlaubnis in Estland annulliert, wo er fast sein ganzes Leben verbrachte. Bei seinem Versuch, wieder nach Estland einzureisen, erhielt der Mann einen Abschiebeschein mit einem fünfjährigen Einreiseverbot in den Schengen-Raum.
"Mir wurde gesagt, dass mir die Aufenthaltserlaubnis entzogen wird, weil ich eine Gefahr für die Europäische Union darstelle. Sie setzten mich in ein Auto, brachten mich zum Grenzübergang Nr. 2, brachten mich zu einer Brücke, gaben mir meinen Pass, nahmen meinen Personalausweis weg, und das war's, ich blieb auf der Brücke stehen, ich hatte nur ein Handy und einen Regenschirm", sagte der Mann zu Fontanka.
Die estnischen Behörden begründeten ihre Entscheidung damit, dass der 66-Jährige pro-russische Veranstaltungen organisierte und jahrelang daran teilnahm, russische Flaggen und andere Symbole der Russischen Föderation trug.
"Er verbreitete und unterstützt lange die feindliche Propaganda der Russischen Föderation, deren Ziel es ist, einen falschen Eindruck über die baltischen Länder und die Ukraine als Nazi- und militaristische Staaten zu erwecken, deren Handlungen von den jeweiligen Völkern nicht unterstützt werden", heißt es in dem Dokument. Darüber hinaus werden laut dem Bericht Kontakte des Mannes mit "diplomatischen Missionen der Russischen Föderation und den Sonderdiensten der Russischen Föderation" erwähnt. Die Entscheidung zur Abschiebung sei aufgrund eines geheimen Dokuments getroffen worden. Der Russe habe kein Recht, sich damit vertraut zu machen, hieß es ferner.
Neprimerow lebte seit seiner Kindheit in Estland und erhielt im Jahr 1999 eine estnische Aufenthaltserlaubnis, beantragte jedoch keine Staatsbürgerschaft. In den letzten 25 Jahren arbeitete er als Fahrer. Er selbst meint, der Grund für die Abschiebung sei die Organisation der Parade am 9. Mai und des Unsterblichen Regiments. "Alle Veranstaltungen wurden mit der lokalen Verwaltung koordiniert und in den Jahren 2016-2017 sogar von der Polizei begleitet". Derzeit wohnt er bei Bekannten in Iwangorod und versucht, die Entscheidung vor einem estnischen Gericht anzufechten.
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