Historiker müssen möglicherweise die Geschichte der Beziehungen zwischen der Etrusker-Kultur und dem Römischen Reich neu schreiben, nachdem das italienische Kulturministerium am Dienstag die Entdeckung von 24 Bronzestatuen in einer alten Thermalquelle im Süden der Toskana bekannt gab, die vermutlich weit über 2.000 Jahre alt seien. In den vergangenen Wochen hatten Forscher in San Casciano dei Bagni in der Toskana die teils fast einen Meter großen Statuen aus dem Schlamm und den heißen Thermalwassern geborgen.
Massimo Osanna, der Direktor der Museen im Ministerium, bezeichnete die Entdeckung als eine der bedeutendsten, die je im Mittelmeerraum gemacht wurden. Er erklärte, dass die Bronzefiguren – die Menschen, Götter und einzelne Körperteile darstellen – dank der Schlammschicht perfekt erhalten seien. Neben den Statuen fanden die Archäologen Berichten zufolge auch etwa 5.000 Gold-, Silber- und Bronzemünzen sowie Votivgaben in dem einstigen Heiligtum.
Laut Jacopo Tabolli, der die Ausgrabung für die Ausländeruniversität in Siena koordinierte, werfe die Entdeckung ein neues Licht auf die etruskische Zivilisation und die Ausbreitung des Römischen Reiches zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert vor Christus (v. Chr.). Tabolli erklärte:
"Während außerhalb des Heiligtums soziale und Bürgerkriege ausgetragen wurden, beteten innerhalb des Heiligtums die großen etruskischen und römischen Elitefamilien gemeinsam in einem von Konflikten umgebenen Frieden."
Tabolli wies zugleich darauf hin, dass die entdeckten Statuen sowohl etruskische als auch lateinische Inschriften tragen. "Diese Möglichkeit, die Beziehung und Dialektik zwischen Etruskern und Römern neu zu schreiben, ist eine außergewöhnliche Chance", erklärte Tabolli laut der NachrichtenagenturAP.
Um die Bedeutung dieser Entdeckung hervorzuheben, hat das italienische Kulturministerium den Bau eines neuen Museums in dem Gebiet angekündigt, in dem die neu gefundenen antiken Gegenstände ausgestellt werden sollen.
Die etruskische Zivilisation war eine von mehreren Zivilisationen, die vor dem Aufstieg des Römischen Reiches auf der italienischen Halbinsel gelebt hatten. Es wird angenommen, dass sie von den Bewohnern der Region Etrurien bereits 900 v. Chr. entwickelt wurde. Die etruskischen Länder hatten eine gemeinsame Sprache und Kultur und erstreckten sich über das Gebiet der heutigen Regionen Toskana, West-Umbrien und Nord-Latium.
Die Kultur der Etrusker wurde später in das Römische Reich eingegliedert. Historiker glauben, dass dieser Prozess im späten 4. Jahrhundert v. Chr. begann, als Kriege zwischen Römern und Etruskern ausbrachen. Das Römische Reich gliederte letztlich im Jahr 27 v. Chr. alle etruskischen Gebiete vollständig ein.
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