Wie Gennadi Truchanow, Bürgermeister von Odessa, auf Facebook schrieb, hätten die meisten Teilnehmer einer Online-Umfrage für die Demontage des Denkmals gestimmt. Nun werde dessen Schicksal bei der nächsten Sitzung des Stadtrates geprüft. Er selbst versprach, sich für den Abriss auszusprechen und vorzuschlagen, das Denkmal in einen "Park der kaiserlichen und sowjetischen Vergangenheit" zu verlegen, der erst entstehen soll. Truchanow schrieb:
"Die Mehrheit der Einwohner von Odessa, die an der Umfrage teilnahmen, unterstützte die Idee, das Denkmal vom Jekaterininskaja-Platz zu demontieren. Trotz des Krieges, der in unserem Land stattfindet, ist es uns gelungen, das legitime demokratische Verfahren einzuhalten".
Der Politiker bedankte sich bei allen Einwohnern von Odessa, die an der Abstimmung teilgenommen hatten.
Auf der Plattform "Sozial aktiver Bürger" lief im vergangenen Monat die Umfrage zum Schicksal des Denkmals der Kaiserin, die die Stadt Ende des 18. Jahrhunderts gegründet hatte. Während der Bürgermeister das "demokratische Verfahren" begrüßte, scheint die Abstimmung genau genommen nicht sehr aussagekräftig zu sein. Laut den Ergebnissen nahmen daran weniger als 8.000 Menschen teil. Etwa 3.900 Bürger befürworteten den vollständigen Abriss und 2.800 stimmten dafür, das Denkmal an seinem Platz zu lassen und mit zusätzlichen historischen Informationen zu versehen. In der Stadt leben rund eine Million Menschen.
Am Sonntag zäunten Bauarbeiter das Denkmal ein. Auf dem Zaun erschien ein Hinweis, wonach die Arbeiten für den "Abriss und Verlegung" des Denkmals vorbereitet würden. Die Behörden der Stadt äußerten sich noch nicht dazu.
Das Denkmal wurde im Jahr 1900 errichtet. In den 1920er-Jahren kam die Skulptur in ein Museum und im Jahr 2007 wieder auf den Jekaterininskaja-Platz zurück. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine gab es immer wieder Forderungen, das Denkmal abzureißen. Randalierer hatten es innerhalb der vergangenen Monate wiederholt angegriffen. Im Juli wurde sogar eine Petition mit der Forderung gestartet, das Denkmal durch eine Statue des US-Pornodarstellers Billy Herrington zu ersetzen. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij sagte damals, dass lokale Behörden darüber entscheiden sollten. Diese äußerten sich zwar nicht zum Ersuchen, versuchten aber, die Statue wieder in ein Museum zu verlegen. Dieser Antrag, der Ende September geprüft wurde, erhielt jedoch nicht genügend Stimmen.
Behörden und Aktivisten in der Ukraine haben wiederholt historische Denkmäler ins Visier genommen, vor allem nach einem im Jahr 2015 verabschiedeten Gesetz zur Dekommunisierung. Es zielt unter anderem auf Sehenswürdigkeiten ab, die mit Russland in Verbindung gebracht werden.
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