Serbien müsse sich entscheiden, ob es sich mit Russland oder der EU verbünden wolle, sagte ein deutscher Beamter am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Während Berlin Belgrad davor gewarnt hat, nach Osten zu schauen, bleibt die Regierung des Landes skeptisch gegenüber Brüssel und dem Westen.
"Die Notwendigkeit einer Entscheidung spitzt sich angesichts der geopolitischen Entwicklungen zu",
sagte der namentlich nicht genannte deutsche Vertreter gegenüber Reportern. Der Beamte bezog sich dabei insbesondere auf den Konflikt in der Ukraine, dessentwegen Serbien sich weigert, Russland zu sanktionieren. Darüber hinaus unterzeichneten Belgrad und Moskau im September ein Abkommen über die Ausweitung der Zusammenarbeit in außenpolitischen Fragen.
Erpressung
Die Angleichung an die Brüsseler Haltung in globalen Angelegenheiten ist eine Voraussetzung für den Beitritt zur Europäischen Union. Serbien ist seit 2009 ein Kandidat für die Mitgliedschaft. Sollte der serbische Präsident Aleksandar Vučić sein Abkommen mit Moskau aufkündigen und sich der EU zuwenden, werde Deutschland seine Unterstützung anbieten, sagte der Vertreter gegenüber Reuters.
"Sollte er sich für den umgekehrten Weg entscheiden, wird dies umgekehrte Konsequenzen haben",
erklärte der Beamte.
Delegationen aus fünf Balkanländern – Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien – sowie der teilweise anerkannten Provinz Kosovo werden sich Ende dieser Woche in Berlin treffen.
Bedeutung des Kosovo für Serbien
Im Oktober erklärte Vučić, Deutschland und Frankreich hätten angeboten, "Serbiens Weg zur EU-Mitgliedschaft zu beschleunigen", wenn es die Unabhängigkeit des Kosovo anerkenne.
"Sie denken, dass damit eine innereuropäische Frage gelöst wird... [aber] Serbien wird die Mitgliedschaft des Kosovo in der UNO weder aus verfassungsrechtlichen noch aus anderen Gründen akzeptieren",
betonte der Präsident in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation.
"Die Frage ist nicht, ob wir der EU beitreten wollen, sondern ob die EU Serbien will", erklärte Innenminister Aleksandar Vulin im Oktober gegenüber dem Nachrichtenportal Nowosti.
"Ich glaube, dass die Freundschaft mit Russland von größter Bedeutung ist und dass wir ohne sie das physische Verschwinden Serbiens riskieren",
fügte der Minister hinzu.
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