"Tauben in Zombies verwandelt" ... Schlagzeilen wie diese und Videoaufnahmen von Vögeln, die mit unnatürlich verrenkten Hälsen pausenlos im Kreis umherlaufen, schreckten in den vergangenen Wochen Zeitungsleser in Großbritannien auf. Weitere Symptome sind zitternde Flügel, Flugunfähigkeit, Orientierungslosigkeit, wiederholtes Umfallen und grün verfärbte Exkremente. Bald schon war klar: Schuld an den entstellten und nach einigem Leiden qualvoll verendeten Tauben ist ein Virus. Droht der Menschheit die nächste Pandemie?
Neu ist die Krankheit nicht. Paramyxoviren (auch als Pseudo-Taubenpest oder als Newcastle-Krankheit bekannt), die die britischen Tauben derzeit befallen, wurden erstmals 1978 registriert. Infizierte Tauben werden spindeldürr, laufen im Kreis, können oft nicht mehr fliegen und bewegen sich nur ungern. Behörden in Großbritannien befürchten nun, dass die Horror-Krankheit um sich greift. Auf der Insel Jersey mussten bereits einige Vogel-Populationen eingeschläfert werden.
Für die Tierwelt steht fest, dass die Krankheit leicht übertragbar ist und einen gewöhnlich tödlichen Verlauf hat. Doch wie gefährlich ist das Virus für Menschen.
Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti befragte hierzu Alexander Semjonow, Leiter des Jekaterinburger Forschungsinstituts für Virusinfektionen am Vektor-Forschungszentrum von Rospotrebnadzor, Doktor der Biologie. Er sagt, dass die Pseudo-Taubenpest, die offensichtlich das Auftreten von Zombie-Tauben in Großbritannien verursacht hat, manchmal auch bei Menschen registriert werde, aber leichte Krankheitsverläufe verursache.
Das Virus gehe beim Menschen mit Symptomen einher, die für Atemwegserkrankungen charakteristisch sind. Es kann eine Bindehautentzündung verursachen. Insgesamt sei das Virus aber für den Menschen nicht gefährlich, erklärte der Experte gegenüber RIA Nowosti, zumindest in der bisher bekannten Form.
"Das Newcastle-Virus wird in regelmäßigen Abständen bei Risikopersonen festgestellt. Zum Beispiel bei Geflügelarbeitern, die mit krankem Geflügel in Kontakt kommen. Die Empfänglichkeit des Menschen für das Virus ist jedoch gering. Der Verlauf ist komplikationsfrei - ganz anders als bei den Vögeln", sagte Semjonow.
Schlimmer dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen werden, sollte sich die Paramyxoviren weiter ausbreiten. In der Geflügelzucht gilt das Virus als besonders gefährliche Quarantäne-Infektion, und der Schaden, den es in der weltweiten Geflügelzucht anrichtet, ist nur mit der hoch pathogenen Geflügelpest vergleichbar. Die Sterblichkeitsrate bei erkrankten Vögeln liegt bei bis zu 30 Prozent, erklärte Semjonow.
Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit informiert auf seiner Homepage:
"Die Newcastle Disease (Newcastle-Krankheit) ist eine hochansteckende Viruskrankheit von Hühnern und Puten, aber auch andere Vogelarten (z. B. Enten, Gänse, Straußen oder Tauben) sind empfänglich, können das Virus in sich tragen, verbreiten und unter Umständen auch selbst erkranken."
Das Virus breite sich durch direkten Kontakt mit infizierten Vögeln aus, über die Luft und über Ausscheidungen. Außerdem sei die sekundäre Infizierung über mit virushaltigen Ausscheidungen verschmierte Gegenstände zu beobachten. Auch über bereits geschlachtete Tiere, Bruteier und Eintagsküken verbreite sich die Krankheit.
Für Verbraucher sei die Newcastle-Krankheit nicht gefährlich. In der Geflügelhaltung bestehe eine Impfpflicht.
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