Nord-Stream-Sabotage: EU droht mit "schärfst möglichen Maßnahmen" – gegen unbekannte Täter

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte damit auf die zwei Explosionen und drei Lecks an den Nord-Stream-Pipelines. Mögliche Täter oder Verdächtigungen wurden nicht benannt. Von der Leyen wählte den Begriff "Sabotageaktion".

Noch am Dienstagabend formulierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über ihr Twitter-Profil eine erste Einschätzung zu den Ereignissen rund um die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2. Diese Mitteilung erfolgte nach Gesprächen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen über die benannte "Sabotageaktion". Von der Leyen schrieb:

"Es ist von größter Wichtigkeit, die Vorfälle jetzt zu untersuchen und vollständige Klarheit über die Ereignisse und ihre Ursachen zu erhalten. Jede vorsätzliche Störung der aktiven europäischen Energieinfrastruktur ist inakzeptabel und wird zu den schärfst möglichen Maßnahmen führen."

Explizite Benennungen möglicher Verursacher oder Verdächtigungen wurden im Verlauf des Dienstags weder von der Bundesregierung noch aus Kreisen der EU geäußert. So heißt es bei der Nachrichtenagentur dpa: "Bereits am Dienstag war in Polen, Schweden, Dänemark und Russland ein Anschlag auf die europäische Gasinfrastruktur als Ursache für die als beispiellos geltenden Schäden an beiden Pipelines als für denkbar gehalten worden. Auch aus Sicht deutscher Sicherheitskreise sprach vieles für Sabotage."

Josep Borrell, hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsident der EU-Kommission, teilte am Mittwochmorgen seine Einschätzung zum Ereignis mit. Er drohte wie von der Leyen den potentiellen Verursachern:

"Die Schäden an Nord Stream 1 und 2 sind kein Zufall und betreffen uns alle. Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass die Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind.

Eine vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur ist völlig inakzeptabel und wird mit einer robusten und vereinten Reaktion beantwortet werden."

Für Irritationen sorgt weiterhin der Twitter-Beitrag des ehemaligen polnischen Ex-Außenministers und derzeitigen EU-Abgeordneten Radosław Sikorski, der nach Bekanntwerden der Pipeline-Schäden erklärte: "Danke, USA". Ein Twitter-User fragte diesbezüglich von der Leyen:

"Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre eigenen Europaabgeordneten dies triumphierend behaupten würden?"

Radosław Sikorski ist mit der US-amerikanischen Journalistin und Historikerin Anne Applebaum verheiratet. 

Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass basierend auf schwedische und dänische Informationen "man zu dem Schluss komme, dass es sich vermutlich um eine absichtliche Tat handle: 'Es ist also wahrscheinlich eine Frage der Sabotage'", so Andersson laut der dpa.

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