Europa steht vor einem niedrigeren Wirtschaftswachstum, während die Inflation weiter steigt. Das enthüllte EZB-Chefin Christine Lagarde am Montag und erläuterte, die EZB habe die Zinsen um 75 Basispunkte erhöht, um die explodierenden Preise unter Kontrolle zu bringen.
Bei ihrer Rede vor dem Ausschuss des Europäischen Parlaments für Wirtschaft und Währung am Montag gestand Lagarde ein, dass "die Inflation viel zu hoch ist und vermutlich für eine längere Zeit über unserem Ziel bleiben wird".
Die Chefin der EZB warnte, dass die "wirtschaftlichen Konsequenzen für die Eurozone" aus "Russlands unbegründetem Aggressionskrieg gegen die Ukraine" seit Juni weiter gestiegen seien, eine Referenz auf die westlichen Sanktionen gegen russisches Öl und Gas, die die Treibstoffpreise in den Himmel steigen ließen.
"Die Aussichten verdunkeln sich", sagte sie.
Während die europäische Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,8 Prozent wuchs, sagte Lagarde, die EZB erwarte, dass sich die Aktivität im Rest des Jahres 2022 "bedeutend verlangsame", auf ein Jahreswachstum von 3,1 Prozent, und nur 0,9 Prozent im gesamten Jahr 2023. 2024 soll sich die Lage ansatzweise verbessern, mit einer Wachstumsprognose von 1,9 Prozent.
Ein großer Teil des Wachstums in diesem Quartal war den "starken Konsumausgaben" geschuldet, die durch die Wiederöffnung von wegen COVID-19 geschlossenen Wirtschaftszweigen wie dem Tourismus angetrieben wurden, sagte Lagarde, und wies auf einen Rückgang der globalen Nachfrage hin, die durch das ausgelöst wurde, was sie "sich verschlechternde Handelsbedingungen" nannte.
Die hohe Inflation werde durch "Unterbrechungen der Gasversorgung verstärkt", erklärte sie und fügte hinzu, dass "Ungewissheit" und "abnehmendes Verbraucher- und Geschäftsvertrauen" ebenso zu den düsteren Prognosen beitrügen.
Im August erreichte die Inflation 9,1 Prozent, getrieben von Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Die EZB hat ihre Inflationserwartungen dementsprechend angepasst, mit 8,1 Prozent für 2022, 5,5 Prozent für 2023 und 2,3 Prozent für 2024, wobei Lagarde erneut mit dem Finger auf "größere Unterbrechungen bei der Energieversorgung" wies.
Die jüngste Zinserhöhung der Zentralbank um 75 Basispunkte Anfang des Monats war nur die zweite Erhöhung in 11 Jahren, nachdem im Juli um 50 Basispunkte erhöht worden war. Lagarde sagte, die Erhöhung werde "die Nachfrage dämpfen", aber sicherstellen, dass "die Inflationserwartungen gut verankert werden."
Lagarde gab zu, dass die Lage mit Blick auf die hohen Kosten von Energie und Nahrung "schlechter werde, ehe sie sich bessert" – nach einer Umfrage von Eurobarometer augenblicklich für zwei von drei Europäern das wichtigste Thema.
Sie drängte die Regierungen jedoch, sicherzustellen, dass staatliche Unterstützung für die "verwundbarsten Haushalte" "zeitlich begrenzt und zielgenau" seien, um den "Inflationsdruck" nicht zu erhöhen.
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