Der ehemalige italienische Premierminister Silvio Berlusconi sagte laute dem Handelsblatt in einem TV-Interview am Donnerstagabend, der russische Präsident Wladimir Putin sei zum Einmarsch in die Ukraine "gedrängt" worden. Berlusconi betonte gegenüber dem Sender Rai:
"Putin wurde von der russischen Bevölkerung, von einer Partei, von seinen Ministern gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken."
Der 85-Jährige ist ein langjähriger Freund des russischen Präsidenten und zögerte nach Kriegsausbruch lange, die Invasion zu verurteilen. Er meint:
"Putin ist in eine wirklich schwierige und dramatische Situation gerutscht."
Weiterhin führte Berlusconi aus, dass der russische Premierminister von Vertretern der zwei selbsternannten Republiken im Donbass im Februar aufgefordert worden sei, einzuschreiten, da die Ukraine die Gebiete immer heftiger attackiert habe.
Dazu habe Putin laut Berlusconi die Regierung in Kiew von Wolodymyr Selenskij austauschen wollen "mit einer Regierung von anständigen Leuten".
Die Reaktionen auf Berlusconis Worte ließen nicht lange auf sich warten: So nannte Zentrums-Spitzenkandidat Carlo Calenda den Auftritt Berlusconis "wirklich tragisch" und nannte den Forza-Italia-Gründer "irgendetwas zwischen Pressesprecher Putins und Militärberater"
Der frühere Ministerpräsident Enrico Letta von den Sozialdemokraten twitterte am Freitag:
"Es gibt keine Worte, um das zu kommentieren."
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