Die Welt nähere sich einem großen Konflikt, wie es ihn seit 1945 nicht mehr gegeben hat, warnte der serbische Präsident Aleksandar Vučić am zweiten Tag der UN-Generalversammlung in New York.
"Wir sehen Krisen in allen Teilen der Welt", sagte Vučić gegenüber dem serbischen Staatssender RTS und bemerkte, dass UN-Generalsekretär António Guterres in seiner Grundsatzrede bei der Generalversammlung ebenfalls düstere Vorhersagen gemacht habe. "Ich denke, realistische Vorhersagen müssten sogar noch düsterer sein", erklärte Vučić. "Unsere Position ist derweil schlechter geworden, seit die UNO geschwächt wurde, die Großmächte übernommen haben und die bisherige Ordnung der vergangenen Jahrzehnte praktisch zerstört wurde." Auf die Frage nach der bevorstehenden Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Vučić, es sei nicht schwierig, die allgemeinen Umrisse ihres Inhalts vorherzusagen.
"Ich gehe davon aus, dass wir die Phase der militärischen Sonderoperation verlassen und uns einem großen bewaffneten Konflikt nähern. Und jetzt stellt sich die Frage, wo die rote Linie liegt und ob wir in absehbarer Zeit – vielleicht sogar in ein oder zwei Monaten – in einen großen globalen Konflikt übergehen werden, den es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat."
Für kleine Nationen, die lediglich in Sicherheit existieren und ihren Bürgern Sicherheit bieten wollen, werde es keine guten oder angenehmen Entwicklungen geben, warnte der serbische Präsident. Er gehe davon aus, dass sich alles in Richtung von komplizierteren Beziehungen zwischen dem Westen und Russland, aber auch zwischen dem Westen und China bewegen wird.
Vučić beabsichtigt kommende Woche eine Ansprache an die Nation zu halten, um die Bürger Serbiens über "wichtige Entscheidungen" zu informieren, die seine Regierung zu treffen gedenkt. Serbien stand unter enormem Druck der EU und der NATO, Sanktionen gegen Russland zu verhängen und sich auf die Seite des Westens zu schlagen. Doch Vučić hat darauf bestanden, Serbiens Neutralität zu wahren, während er gleichzeitig eingestand, dass Belgrad anstrebe, irgendwann in der Zukunft der EU beizutreten. Brüssel hat Belgrad jedoch bereits wissen lassen, dass die Voraussetzung für einen Beitritt die Anerkennung der abtrünnigen Provinz Kosovo ist, was Vučić nie tun werde.
Russland und China gehören zu jener Hälfte der Regierungen der Welt, die das Kosovo nicht anerkannt haben, das 1999 von der NATO besetzt wurde und sich 2008 mit Unterstützung der USA zum unabhängigen Staat ausrief.
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