Wladimir Putin und UN-Generalsekretär António Guterres sprachen über die Lage in der Ukraine

Nach einem Telefonat mit dem UN-Generalsekretär António Guterres, begrüßte der russische Präsident die konstruktive und enge Zusammenarbeit zwischen Moskau und den Vereinten Nationen. Auch die Situation bei der Nuklearanlage in Saporoschje kam zur Sprache.

Wie der Kreml in einer Erklärung mitteilte, hat der russische Präsident Wladimir Putin am gestrigen Mittwoch ein Telefonat mit UN-Generalsekretär António Guterres geführt. Die globale Ernährungssicherheit, der sogenannte "Getreidedeal" und der Konflikt in der Ukraine waren die Schwerpunkte des Gesprächs.

Die UN wollen den Ende Juli auf vier Monate abgeschlossenen Getreidedeal verlängern. Gleichzeitig mit dieser Einigung war damals eine Vereinbarung mit Russland über die Erleichterung der Exporte von Getreide und Dünger unterzeichnet worden. Die beiden Abkommen sind formal eigenständig, werden aber als komplementär betrachtet.

Guterres informierte Putin über die Maßnahmen, die von den UN ergriffen wurden, um alle Beschränkungen für den Export von russischen Agrargütern und Düngemitteln aufzuheben. Moskau und die UN einigten sich auf eine weitere enge Zusammenarbeit, um die internationale Ernährungssicherheit zu gewährleisten, heißt es in der Erklärung weiter. Diskutiert wurde auch die Situation um das Kernkraftwerk Saporoschje, das größte seiner Art in Europa, das zwar in der Ukraine steht, aber seit Anfang März von russischen Truppen kontrolliert wird.

Moskau beschuldigte die Streitkräfte von Kiew wiederholt, das Gelände der Anlage mit Artillerie beschossen zu haben und warnte davor, dass solche Aktionen zu einer atomaren Katastrophe im Ausmaß von Tschernobyl führen könnten. Kiew wies diese Anschuldigungen stets zurück und machte stattdessen Russland für den Beschuss der Einrichtung verantwortlich, obwohl schwer nachzuvollziehen ist, weshalb sich die russischen Truppen selbst beschießen sollten.

Putin begrüßte in diesem Zusammenhang die Bemühungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die darauf abzielen, zur Sicherheit des Kraftwerks beizutragen und informierte Guterres über die Maßnahmen, die Russland selbst ergriffen hat, um die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Die IAEA entsandte am 1. September ein Team von Inspektoren zur Anlage.

Putin und Guterres sprachen auch über eine UN-Untersuchungsmission, die den Angriff vom vergangenen Juli auf ein Internierungslager für ukrainische Kriegsgefangene untersuchen soll.

Moskau machte Kiew für den Angriff auf das Lager bei der Siedlung Jelenowka in der Volksrepublik Donezk verantwortlich, bei dem 50 Kriegsgefangene getötet und weitere 73 zum Teil schwer verletzt wurden. Kiew wies auch diese Anschuldigung zurück und behauptete, russische Truppen hätten diesen Angriff lanciert. Daraufhin wurden Experten der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes vom russischen Verteidigungsministerium eingeladen, um eine unparteiische Untersuchung vor Ort durchzuführen. Laut der Erklärung des Kremls, habe Guterres Putin versichert, dass die UN weiterhin aktive Vorbereitungen für diese Mission betreibe.

Was den Konflikt in der Ukraine als Ganzes angeht, so sieht António Guterres nach seinem Gespräch mit Wladimir Putin momentan keine Hoffnung auf baldige Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew.

"Es wäre naiv zu behaupten, dass wir einem Friedensabkommen nahe sind", sagte Guterres während einer Pressekonferenz in New York. Zwar seien die Vereinten Nationen jederzeit bereit, in jeglicher Hinsicht auf eine diplomatische Lösung hinzuarbeiten, die Chancen dafür seien aber gegenwärtig "minimal".

Kommende Woche beginnt bei den Vereinten Nationen in New York die Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Präsident Putin wird nicht daran teilnehmen und sich stattdessen von Außenminister Sergei Lawrow vertreten lassen. Für die Ukraine soll eine Rede von Präsident Wladimir Selenskij geplant sein – ob er diese persönlich in New York oder via Videoschalte halten wird, blieb zunächst unklar.

Mehr zum ThemaUkraine leidet unter massiven Stromausfällen nach mutmaßlichen russischen Angriffen