Die westliche Hilfe im Bereich der Informationstechnologie (IT) nimmt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland ein. Dies erklärte Eric Schmidt, ein ehemaliger Spitzenmanager bei Google, nach seiner Rückkehr aus Kiew gegenüber den Medien.
Schmidt, dem enge Verbindungen zu den nationalen Sicherheitsbehörden der USA nachgesagt werden, lobte Kiew unter anderem für die rasche Verlagerung von Regierungsdaten in besser geschützte Cloud-Dienste. Russlands Angriff Ende Februar "gab jedem eine politische Rechtfertigung, das Richtige zu tun", sagte er am 12. September gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Der Technologie-Unternehmer lobte auch seinen Milliardärskollegen Elon Musk dafür, dass dieser Empfangsgeräte für Starlink, einen satellitenbasierten Internet-Zugang, nach Kiew schicken ließ, um sicherzustellen, dass ukrainische Zivilisten und Militärs einen zuverlässigen Zugang zum Internet haben. Der CEO von SpaceX habe sich hierbei "als wirklicher Held erwiesen", so Schmidt.
Zuvor hatte Musk wiederholt behauptet, russische Cyberattacken erfolgreich abgewehrt zu haben, die darauf abzielten, den Zugang zu Starlink für ukrainische Nutzer zu stören. Die Bodenausrüstung, die für den Internet-Zugang über Starlink-Satelliten erforderlich ist, wurde Berichten zufolge aus dem Budget des Pentagons finanziert. Wenngleich Musk in der Vergangenheit damit prahlte, dass er die Ausrüstung aus eigener Tasche gespendet habe.
Inzwischen bietet die ukrainische Regierung ihren Bürgern die Möglichkeit, über Smartphone-Apps Informationen an den Geheimdienst weiterzuleiten. Diese werden anschließend von einer Software mittels künstlicher Intelligenz (KI) analysiert und sollen dabei helfen, Angriffsziele für die ukrainische Armee zu bestimmen.
Beamte in Washington hatten zuvor behauptet, dass der US-Geheimdienst und die verbündeten Dienste bei der NATO eine große Rolle bei der Planung der ukrainischen Militäroffensive in der nordöstlichen Region Charkow gespielt hätten. Kiew meldete die Rückeroberung von rund 6.000 Quadratkilometern Gebiet und Moskau räumte ein, seine dortigen Truppen zur Umgruppierung zurückgezogen zu haben.
Neben der Funktion als Top-Manager bei Google bekleidete Schmidt eine Spitzenposition als Berater in mehreren Gremien, die mit dem nationalen Sicherheitsapparat der USA verbandelt sind. So war er Vorsitzender des Beratungsvorstands für Verteidigungsinnovation und Vorsitzender der Nationalen Kommission für die Sicherheit im Bereich Künstliche Intelligenz.
Schmidt besuchte vergangene Woche Kiew und nahm dort an dem Europäischen Strategieforum Jalta (YES) teil. Dies geht aus Aufnahmen hervor, die von mehreren hochrangigen ukrainischen Beamten – darunter dem ukrainischen Minister für digitale Transformation, Michail Fedorow – in den sozialen Medien gepostet wurden.
Auf Twitter schrieb Fedorow:
"Hatte die Gelegenheit, @ericschmidt und @FareedZakaria während des YES-Forums in Kiew zu begegnen. Es ist wichtig, die fortschrittlichen Menschen der Welt mit Visionen und einzigartigen Erfahrungen mit der Idee zu vereinen, den digitalsten Staat in der Ukraine zu schaffen. Und das scheint uns auch zu gelingen."
Google sah sich unlängst mit einer Rebellion unter den eigenen Mitarbeitern konfrontiert, nachdem das Unternehmen 2018 einen Auftrag zur Entwicklung von KI-Technologie angenommen hatte, die der Analyse von Aufnahmen nach Drohnenangriffen dienen sollte. Seither konkurriert das Unternehmen jedoch wieder mit anderen Tech-Giganten, wie Amazon und Microsoft, um Aufträge aus der Rüstungsindustrie. Anfang dieses Jahres kündigte der gegenwärtige CEO von Google, Thomas Kurian, die Schaffung einer Abteilung für den öffentlichen Sektor an. Deren Mitarbeiter müssen eine Sicherheitsfreigabe besitzen, die für die Bewerbung auf Jobs im Zusammenhang mit dem Pentagon erforderlich sind.
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