Bei den Zeremonien für die verstorbene Queen Elisabeth II. wurden mehrere Monarchie-Gegner festgenommen, was für eine Debatte über mangelnde Meinungsfreiheit im Vereinigten Königreich sorgt. Die am Mittwoch geplante Prozession wurde bereits großangelegt geprobt. Der Leichnam der Queen soll aus Edinburgh eingeflogen werden und wird am Dienstagabend in der britischen Hauptstadt erwartet.
In Schottland wurden in den vergangenen Tagen zwei 22-Jährige wegen Landfriedensbruchs verhaftet, die bei der Ausrufung des neuen Königs Charles III. sowie einem Trauerzug für die Queen protestiert hatten. Auch in Oxford gab es eine Festnahme. Videoaufnahmen aus London zeigen außerdem, wie eine Frau, die ein Schild mit der Aufschrift "Not my King" (auf Deutsch: "Nicht mein König") hielt, von der Polizei vom Eingang des Parlaments weggeschickt wurde.
Ruth Smeeth, die Chefin der Organisation Index on Censorship, bezeichnete das Vorgehen der Polizei der BBC zufolge als "sehr besorgniserregend". Sie forderte, die royalen Zeremonien dürften weder absichtlich noch unbeabsichtigt die Meinungsfreiheit der Bürger einschränken. Jodie Beck von der Organisation Liberty sagte laut BBC, es sei sehr beunruhigend, dass die Polizei ihre Befugnisse in einer hart durchgreifenden und bestrafenden Art und Weise nutze. Die Londoner Metropolitan Police wies auf die enorme Herausforderung für die Polizei bei den royalen Ereignissen hin. Sie erklärte aber auch, die Öffentlichkeit habe ein Recht auf Protest.
In den sozialen Medien häufen sich unterdessen die Videos, die Festnahmen von Monarchie-Gegnern in Großbritannien zeigen. In einer der Aufnahmen ist beispielsweise zu sehen, dass die britische Polizei offenbar einen Mann festnimmt, der bei der Zeremonie für die Queen "Andrew, you are a sick old man" (auf Deutsch: "Andrew, du bist ein kranker alter Mann") gerufen hatte.
Hintergrund dessen sind Missbrauchsvorwürfe gegen den Sohn von Queen Elisabeth II., Prinz Andrew, der auch Kontakt zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gehabt haben soll. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre warf dem Prinzen vor, sie als Minderjährige im Rahmen des mittlerweile öffentlich gewordenen Missbrauchsrings des US-Millionärs Jeffrey Epstein und dessen Gehilfin, der Britin Ghislaine Maxwell, mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Prinz Andrew wurden schließlich sämtliche militärische Dienstgrade und royale Schirmherrschaften entzogen. Im Februar 2022 hatte sich der britische Royal mit der Klägerin auf einen Vergleich geeinigt.
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(rt de/dpa)