Vollständig gefüllte Gasspeicher könnten nicht ausreichen, um die EU-Länder während der kommenden Heizperiode zu versorgen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf Analysten. Nach Berechnungen von Aurora Energy Research können die Gasspeicher des Blocks nur genug Gas für eine durchschnittliche Nachfrage von bis zu 90 Tagen liefern. Dies, obwohl die Speicher der EU zu 79,94 Prozent gefüllt sind und damit wahrscheinlich das Ziel, die Speicher bis November zu 80 Prozent zu füllen, übertroffen wird.
Analysten warnen jedoch davor, dass der wichtigste Faktor für die Energiesicherheit in diesem Winter die Frage sein wird, ob die Länder ihren Verbrauch ausreichend senken können, um sicherzustellen, dass der gelagerte Brennstoff für die kältesten Monate ausreicht.
Doch wenn die Länder ihren Verbrauch nicht einschränken, wären die EU-Gasspeicher bis März noch immer leer, selbst in einem Szenario, in dem den ganzen Winter über russisches Gas fließt und das Wetter nicht ungewöhnlich kalt ist. Dies geht aus einer Modellrechnung des Datenanalyseunternehmens ICIS hervor, die Reuters vorliegt. Die Modellierung des Datenanalyseunternehmens ICIS zeigt auch, dass die Reserven der Region bis März erschöpft sein könnten. Analysten sind sich daher einig, dass der Gasverbrauch gesenkt werden müsse, um Engpässe zu vermeiden. Simone Tagliapietra, Senior Fellow beim Thinktank Bruegel, erklärte diesbezüglich:
"Um mit dieser Krisensituation fertig zu werden, wird die Reduzierung der Nachfrage noch wichtiger sein als die Speicherung."
Die Daten von ICIS zeigen, dass bei einer monatlichen Senkung des Verbrauchs um 15 Prozent unter den Fünf-Jahres-Durchschnitt im Frühjahr noch 45 Prozent der Gasreserven des Blocks zur Verfügung stehen könnten, wenn Russland die Gaslieferungen an die Region in ihrem derzeitigen Umfang fortsetzt, und 26 Prozent, wenn Russland die Lieferungen im Oktober einstellt. In Deutschland, wo sich fast ein Viertel der EU-Speicher befindet, könnte das gespeicherte Gas den durchschnittlichen Bedarf von 80 bis 90 Tagen decken.
Wenn die EU in diesem Winter kein Gas einspart, würde sich dies auch auf die Lagerbestände des nächsten Jahres auswirken. Nach Angaben des Oxford Institute of Energy Studies werden die Speicher für das nächste Jahr bereits im November geleert, noch bevor die Heizsaison in vollem Gange ist, sofern Russland die Gaslieferungen einstellt und die EU ihre Speicher in der kommenden Heizsaison leert. Matthias Buck, Europa-Direktor der Lobbyorganisation Agora Energiewende, sagte:
"Die Speicher sind das Sicherheitsnetz, aber was wir in dieser Krise vorrangig brauchen, ist eine deutliche Reduzierung der Nachfrage."
Laut Buck müsse Deutschland den Gasverbrauch in diesem Winter um 20 bis 25 Prozent senken. Dazu gehöre auch eine Senkung der Nachfrage der Haushalte. Dies sei ein Schritt, der von mehr staatlichen Maßnahmen begleitet werden müsse, um einkommensschwache Haushalte vor den steigenden Gas- und Stromkosten zu schützen. Flüssigerdgasimporte hätten demnach zwar geholfen, die Speicher in diesem Jahr schnell aufzufüllen, aber dies würde nicht ausreichen, fehlendes Gas aus Russland im Jahr 2023 zu ersetzen.
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