Der Ministerpräsident der Republik Polen, Mateusz Morawiecki, hat bekanntgegeben, dass seine Regierung eine Note an Deutschland richten wolle, in der Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verluste verlangt werden. Polen habe vor, die Forderungen nach Entschädigung auf jede erdenkliche Weise durchzusetzen, so der Politiker. Weiter hieß es:
"Wir werden eine diplomatische Note an Deutschland schicken und es auffordern, den Verhandlungsprozess zu beginnen. Wir werden dies auf allen möglichen Plattformen und auf allen möglichen Wegen veranlassen."
Für eine "beispielgebende polnisch-deutsche Aussöhnung" brauche das polnische Volk Entschädigungen, so Morawiecki weiter. Er betonte, ohne Reparationen werde es immer ein Gefühl der Ungerechtigkeit zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk geben.
Am 1. September stellten die polnischen Behörden einen dreibändigen Bericht vor, der von Experten der Republik über die Verluste erstellt wurde, die Polen durch den Angriff Nazi-Deutschlands und die deutsche Besatzung zwischen 1939 und 1945 erlitten hatte. Polnische Experten bezifferten die Weltkriegsschäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro.
Die Opposition wiederum kritisierte in Polen die Reparationsforderungen. Der Oppositionsführer und ehemalige EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte, es gehe dabei nicht um Reparationen von Deutschland, sondern um eine politische Kampagne im Inland. Damit wolle die regierende Partei Prawo i Sprawiedliwość (kurz PiS) unter der Leitung von Jarosław Kaczyński mehr Unterstützung von der Bevölkerung bekommen:
"PiS-Chef Jarosław Kaczyński macht kein Geheimnis daraus, dass er mit dieser antideutschen Kampagne den Rückhalt für die Regierungspartei ausbauen will."
Auch Grzegorz Schetyna, der Parteivorsitzende der Platforma Obywatelska, ist gegen die Rückkehr zur Diskussion über Reparationen und sieht das Thema als abgeschlossen an. Der Politiker betonte, die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sollten ausgebaut werden.
Die polnische Gesellschaft ist in diesem Punkt ebenfalls gespalten. Laut einer von der polnischen Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna veröffentlichten Umfrage glauben 47,2 Prozent der Polen, dass die Diskussion über Reparationen richtig ist. 37,6 Prozent der Befragten seien hingegen der Meinung, dass die Forderung Polens nach Reparationen falsch ist. Nach Angaben der Tageszeitung Rzeczpospolita sollen sogar 41,5 Prozent der Befragten gegen diese Maßnahmen sein.
In Deutschland wird die Frage der Reparationen als abgeschlossen angesehen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes unterstrich, "die Position der Bundesregierung ist unverändert, die Reparationsfrage ist geklärt". Berlin erinnerte wiederholt daran, dass Polen auf Reparationen im Jahr 1953 offiziell verzichtet habe. Warschau behauptet, das Abkommen von 1953 sei unter dem Druck der UdSSR rechtswidrig unterzeichnet worden und betreffe nur die DDR und die nicht mehr existierende Volksrepublik Polen.
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