Zwei große polnische Düngemittelunternehmen kündigten fast gleichzeitig Produktionsstilllegungen an. Die rekordverdächtig hohen Gaspreise in Europa zwingen Grupa Azoty, den zweitgrößten Düngemittelhersteller der EU, den Betrieb einzustellen. Dies teilte das Unternehmen auf seiner Webseite am 22. August mit:
"Aufgrund der Rekordpreise für Erdgas, dem wichtigsten Rohstoff für die Produktion der Grupa Azoty S.A., hat das Unternehmen am 22. August 2022 beschlossen, ab dem 23. August 2022 seine Produktionsanlagen für Stickstoffdünger, Caprolactam und Polyamid 6 vorübergehend stillzulegen."
"Obwohl es keine Probleme mit der Verfügbarkeit von Gas gibt, ist die derzeitige Situation auf dem Gasmarkt, die die Rentabilität der Produktionstätigkeit bestimmt, außergewöhnlich und entzieht sich völlig der Kontrolle des Unternehmens", betonte der Hersteller.
Wie in der Erklärung des Unternehmens weiter heißt, würde der Konzern "ständig das Preisniveau aller Rohstoffe und Waren sowie die Rentabilität der Produktionsprozesse" überwachen und "auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Überwachung weitere Geschäftsentscheidungen treffen." Wann das Werk die Produktion wieder aufnehmen wird, steht noch nicht fest.
Später wurde bekannt, dass ANWIL, ein weiterer polnischer Düngemittelhersteller, die Produktion aufgrund des starken Anstiegs der Gaspreise ebenfalls einstellt. Der zur ORLEN-Gruppe gehörende Düngemittelhersteller erklärte am 23. August auf seiner Webseite:
"Aufgrund eines beispiellosen und rekordverdächtigen Anstiegs der Erdgaspreise in Europa hat ANWIL beschlossen, die Produktion von stickstoffhaltigen Düngemitteln vorübergehend auszusetzen. Das Unternehmen beobachtet laufend die Situation auf dem Rohstoffmarkt. Sobald sich die makroökonomischen Bedingungen auf dem Gasmarkt stabilisieren, wird die Produktion wieder aufgenommen."
Die derzeitige Situation auf dem Erdgasmarkt sei außerordentlich und unvorhersehbar und entziehe sich völlig der Kontrolle von ANWIL, so das Unternehmen weiter.
Interessanterweise wird auf der Webseite des Unternehmens die "russische Aggression in der Ukraine" als Grund für die hohen Gaspreise in Europa genannt und nicht die gegen die russische Wirtschaft verhängten Sanktionen, die nun die europäische Industrie und die Verbraucher hart treffen.
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