Medienberichte: Finnen, die in Russland tanken, werden in ihrer Heimat des Verrats beschuldigt

Der Benzinpreis in Finnland wird für den Normalbürger immer unerschwinglicher, sodass viele in das benachbarte Russland fahren, um dort preiswerter zu tanken. In ihrer Heimat werden sie immer öfter als Verräter abgestempelt.

Sprit-Touren nach Russland, um dort billigeres Benzin zu tanken, werden in der öffentlichen Meinung allmählich mit Hochverrat gleichgesetzt, berichtet der finnische Fernsehsender YLE.

Da der Treibstoff im Land immer teurer wird, lösen viele das Problem, indem sie zu Tankstellen im benachbarten Russland fahren und so oft ein paar hundert Euro sparen.

Laut YLE habe der finnische Zoll nichts gegen "Tanktouristen", man kontrolliere jedoch alle Autos sorgfältig, um sicherzustellen, dass die Fahrer kein Benzin in Kanistern mitführen. Sollte das jedoch der Fall sein, werden Autofahrer an der Grenzübergangsstelle zurückgewiesen. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der Zollkontrolle in Niirala werden jede Woche Kanister in Autos gefunden, die zurückgegeben werden müssen.

Journalisten des Senders beschäftigen sich mit der Frage:

"Sind die Sprit-Touren nach Russland eine Finanzierung der russischen Spezialoperationen in der Ukraine und Verrat oder ein sinnvoller, von der Notwendigkeit bestimmter Schritt?"

YLE stellte fest, dass viele Finnen den Kauf von Treibstoff aus Russland ablehnen. Sie erklärten dies damit, dass sie nicht bereit seien, "Putin zu finanzieren". Einige von ihnen gaben jedoch zu, dass das Benzin in Finnland erheblich teurer und für sie einfach unerschwinglich sei.

Für viele sei es einfach lebensnotwendig, in Russland den Treibstoff zu holen, denn bei den derzeitigen Preisen ist es einfach nicht anders möglich, berichtete der Sender.

Ein beträchtlicher Teil von denen, die zum Tanken nach Russland fahren, hätten die doppelte Staatsbürgerschaft, so YLE. Also fahren sie nicht nur, um Treibstoff zu holen, sondern auch, um russische Verwandte zu besuchen.

Nachdem Finnland sich den westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen hatte, stiegen die Benzin- und Strompreise in dem Land sprunghaft an.

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti schätzt die Kosten, die den lokalen Unternehmen durch das Verlassen des russischen Marktes nach Beginn der Sonderoperation entstanden sind, auf mehr als 3,5 Milliarden Euro.

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