Medwedew warnt EU vor Gefahren angeblicher "Zufälle" bei Atomkraftwerken in Europa

Der frühere Präsident Russlands Dmitri Medwedew warnte eindringlich: "Wenn der Westen und die Ukraine glauben, dass es sich beim Beschießen des Atomkraftwerks Saporoschje um einen unglücklichen "Zufall" handelt, sollten sie daran denken, dass auch in europäischen Atomkraftwerken "Unfälle" möglich sind.

Der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates und ehemalige Präsident der Russischen Föderation Dmitri Medwedew hat die ukrainischen Behörden beschuldigt, durch die Beschießung des Atomkraftwerks Saporoschje ein "neues Tschernobyl" zu riskieren. Er veröffentlichte einen Kommentar dazu in seinem Telegram-Kanal. Medwedew wies Behauptungen über eine angebliche russische Beteiligung an dem Beschuss scharf zurück und bezeichnete dies als "Unsinn". Er schrieb:

"Sie sagen, es sei ein reiner Zufall. Als ob sie es nicht gewollt hätten. Was soll man sagen? ... Sie sollten nicht vergessen, dass es auch in der Europäischen Union Atomkraftwerke gibt. Und auch dort sind 'Zufälle' möglich."

Am Vortag wurde auf einer auf Initiative Russlands einberufenen Sitzung des UN-Sicherheitsrats der Beschuss des vom russischen Militär kontrollierten Atomkraftwerks Saporoschje erörtert. Am Morgen des 12. August sagte Wladimir Rogow, Mitglied des Hauptrates der staatlichen Regionalverwaltung von Saporoschje, dass während des Beschusses eine der Granaten lediglich zehn Meter entfernt vom Brennelemente-Lager eingeschlagen wäre.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben sich beide Seiten wiederholt gegenseitig beschuldigt, ihr Territorium angegriffen und die Infrastruktur beschädigt zu haben. Am 11. August informierte Jewgeni Balizki, der Leiter der Militär- und Zivilverwaltung des Gebiets Saporoschje, darüber, dass die ukrainischen Streitkräfte das Gebiet des Atomkraftwerks Saporoschje erneut beschossen hätten, wobei die örtlichen Behörden den Einschlag von drei Granaten in der Nähe des Isotopenlagers verzeichneten. In der Anlage sei jedoch keine Kontamination festgestellt worden, demzufolge gebe es keine erhöhten Strahlungswerte.

Seitens des ukrainischen Unternehmens Energoatom, des Kraftwerksbetreibers, wurde behauptet, Russland wolle die Elektroenergie auf die Krim und in andere Stromleitungen umleiten, und räumte auch ein, diese Stromleitungen würden beschossen werden. Der Leiter des ukrainischen Unternehmens Petr Kotin sagte dazu:

"Ich denke, dass es aus ukrainischer Sicht die richtige Entscheidung wäre, die Leitungen zu zerschlagen, die sie verbinden werden. Ich denke, unsere Streitkräfte werden dazu bereit sein, wenn es nötig ist."

Die G7-Länder (Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten von Amerika, Frankreich, Deutschland, Italien, Kanada und Japan) fordern Russland auf, das Atomkraftwerk Saporoschje unverzüglich wieder der Kontrolle durch Kiews zu übergeben. Die UNO, die Ukraine und die USA schlugen außerdem die Errichtung einer entmilitarisierten Zone im Umkreis der Anlage vor. Der ständige Vertreter Russlands bei den UN Wassili Nebensja kommentierte diese Vorschläge mit den Worten:

"Ich verstehe nicht, was er [UN-Generalsekretär António Guterres] mit diesem Vorschlag meint. Lassen Sie ihn erklären, was er mit diesem Umkreis meint."

Das AKW Saporoschje ist das größte Atomkraftwerk in ganz Europa und befindet sich nahe der Stadt Energodar des Gebiets Saporoschje in der Ukraine. Die russischen Streitkräfte kontrollieren den südlichen und zentralen Teil dieses Gebiets, insbesondere Energodar und das Gebiet der AKW-Anlage selbst. Die Anlage wird nach wie vor von den ukrainischen Betreibern unterhalten.

Mehr zum Thema - Unvorstellbare Bedrohung – Eine nukleare Katastrophe?