Die Türkei schickt erneut ein Bohrschiff ins östliche Mittelmeer und kocht das alte Streitthema der Erkundungsbohrungen im östlichen Mittelmeer wieder hoch. Das Bohrschiff "Abdülhamid Han" verließ am Dienstag die anatolische Hafenstadt Mersin. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte bei der Zeremonie, es werde zunächst in die Region Iskenderun einfahren und dann so lange "weitersuchen, bis es etwas findet". Für die "Forschungs- und Bohrarbeiten muss man "von niemandem eine Erlaubnis oder Genehmigung einholen", sagte Erdoğan weiter.
Der türkische Energieminister Fatih Dönmez verspricht, dass das Einsatzgebiet der "Abdülhamid Han" innerhalb des türkischen maritimen Zuständigkeitsbereichs liegen wird. Doch laut der griechischen Regierung sind diese Gebiete sehr klein.
Dönmez hatte bei der Ankündigung der Reise der "Abdülhamid Han" erklärt, das Schiff werde in der "Blauen Heimat" unterwegs sein. Die "Blaue Heimat" ist ein hochpolitisierter Begriff, mit dem Ankara Anspruch auf weite Teile der Ägäis und des östlichen Mittelmeers erhebt. Es machten bereits Berichte die Runde, das Bohrschiff würde rund um Zypern bohren. Einen Tag vor der Entsendung des türkischen Bohrschiff erklärte Zyperns Energieministerin Natasa Pilides, dass Europas Bestreben, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern, die strategische Bedeutung der zyprischen Gasquellen erhöht habe.
"Die Türkei hat den langfristigen Plan, eine Energiedrehscheibe in der Region zu sein und eine wichtige Rolle in der Energiesicherheit der EU zu spielen", erklärte Umud Shokri, ein hochrangiger türkischer Berater für Außenpolitik, gegenüber Al Jazeera. In den türkischen Medien bringt man die jüngste Erkundungsfahrt auf der Suche nach Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer mit der Energieknappheit als Folge des Ukraine-Krieges in Verbindung.
Zypern, Griechenland und Israel hatten 2020 mit der Unterstützung der EU und der USA ein Grundsatzabkommen für den Bau der Mittelmeer-Gaspipeline "EastMed" unterzeichnet, um eine Gaspipeline im östlichen Mittelmeerraum zu verlegen. Die türkische Regierung hatte das Abkommen seinerzeit verurteilt und erklärt, dass dieser Deal darauf abziele, die Türkei und Nordzypern zu "isolieren". Doch das Projekt ist weitgehend ins Stocken geraten, seit die USA im Januar dieses Jahres ihre Unterstützung zurückzogen.
Vor zwei Jahren eskalierte der Erdgasstreit zwischen Griechenland und der Türkei. Kriegsschiffe beider Staaten waren in dem umstrittenen Seegebiet unterwegs. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel vermittelte erfolgreich. In der Folge kamen beide Länder wieder ins Gespräch. Aber mit Kanzler Scholz hat die Bundesregierung ihre Vermittlerrolle verspielt, vor allem nachdem Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sich bei ihrem jüngsten Besuch in Griechenland ganz klar an die Seite des EU-Mitglieds gestellt hatte.
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