Die chemische Industrie in Deutschland ist laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie stark von den steigenden Gaspreisen betroffen, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua schrieb. Der Russland-Ukraine-Konflikt habe die angespannte Lage der Branche weiter verschärft, heißt es in dem Bericht des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Die Geschäftserwartungen fielen im Juli auf minus 44,4 Punkte, im Vorjahresmonat waren es noch plus 11,8 Punkte. Gegenüber Xinhua erklärte Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, dass die hohen Energiepreise die Produktion in Deutschland weiter sinken lassen würden, während der Druck auf der Importseite zunehme.
In Deutschland werden 44 Prozent des Energieverbrauchs der chemischen Industrie durch Erdgas gedeckt, während rund 30 Prozent aller chemischen Produkte dessen Einsatz erfordern.
Die Gaspreise in Europa sind derzeit mehr als doppelt so hoch wie vor dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts Ende Februar. Die europäischen TTF-Gas-Futures, mit denen Erdgas für die Niederlande an den Terminbörsen in London und Chicago gehandelt wird, wurden am Dienstag mit rund 190 Euro pro Megawattstunde gehandelt.
Die größte europäische Volkswirtschaft ist in hohem Maße auf Gaslieferungen aus anderen Ländern angewiesen. Im vergangenen Jahr wurden 95 Prozent des in Deutschland eingespeisten Erdgases importiert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
In der Vergangenheit war Russland einer der Hauptlieferanten von Erdgas nach Deutschland; im Mai wurden noch Erdgas und Erdöl im Wert von 1,9 Milliarden Euro aus Russland nach Deutschland importiert.
Ende Juli hat Russland jedoch die Gaslieferungen nach Deutschland über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 weiter reduziert, auf nunmehr 20 Prozent der insgesamt möglichen Leistung.
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