Latvijas gāze kauft wieder russisches Gas. Dies teilte der Unternehmenschef Aigars Kalvītis kürzlich in einer Sendung von Latvijas Televīzija mit. Allerdings werde das Gas nicht direkt von Gazprom gekauft, erklärte er, weil man "mit Gazprom nicht abrechnen" könne. Laut Kalvītis werden die Gaslieferungen daher über einen Zwischenhändler bezogen und in Euro bezahlt.
Wer dieser Zwischenhändler ist, gab der Chef von Latvijas gāze nicht bekannt. "Dies sind Geschäftsinformationen, die wir nicht öffentlich diskutieren", sagte er.
Igor Juschkow, Experte an der Finanzuniversität der russischen Regierung und führender Analyst des Nationalen Energiesicherheitsfonds, erläuterte dazu im Gespräch mit RT:
"Offenbar handelt es sich bei diesem Zwischenhändler um ein estnisches Unternehmen. Jetzt strömt Gas aus Russland durch die Gaspipeline an der estnisch-lettischen Grenze nach Estland. Wie sich herausstellte, gelangt das Gas zunächst auf estnisches Territorium und von dort weiter in einen lettischen Untergrundspeicher."
Juschkow zufolge sei der Speicher in Lettland der einzige für das gesamte Baltikum. "Von Estland aus wird Gas gesondert nach Finnland exportiert", glaubt der Experte. "Höchstwahrscheinlich wird Estland zu einem Vertriebsknotenpunkt." Dazu sei die Gründung einer Tochtergesellschaft von Latvijas gāze wahrscheinlich:
"Diese könnte das Gas in Rubel kaufen und Latvijas gāze könnte wiederum, um das Gesicht zu wahren, sagen: 'Ich kaufe es [das russische Gas] nicht'."
Zuvor hatte der lettische Außenminister Edgars Rinkēvičs erklärt, dass das Land auf Lieferungen aus Russland vollständig verzichten werde.
Am 30. Juli wurde außerdem bekannt, dass Gazprom seine Gaslieferungen nach Lettland einstellt. Die Nachrichtenagentur TASS zitierte das Unternehmen wie folgt:
"Heute hat Gazprom die Gaslieferungen an Lettland im Rahmen des Auftrags vom Juli wegen Verletzung der Gasentnahmebedingungen beendet".
Das Unternehmen gab nicht an, um welche Verstöße es sich dabei handelte.
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