Erst im Frühling hatte die Ausladung der Sängerin Ronja Maltzahn von einer Kundgebung der Bewegung Fridays for Future für heftige Diskussionen gesorgt. Der Musikerin Maltzahn wurde der Auftritt bei einer Veranstaltung der Klima-Aktivisten in Hannover wegen ihrer Dreadlock-Frisur abgesagt. Nun erwischte es die Mundart-Band "Lauwarm" aus der Schweiz. Weil zwei der Musiker als Weiße Rastafrisuren tragen, entschied sich der Veranstalter das Konzert abzubrechen. Zuvor soll es aus dem Publikum an die Adresse der Organisatoren Kritik gegeben haben.
Mehrere Zuschauer hätten demnach während des Auftritts ein "Unwohlsein mit der Situation" geäußert. So jedenfalls begründete der Veranstalter jetzt in einer Stellungnahme via Facebook seinen Schritt.
Zu dem Vorfall kam es bereits Mitte Juli in der Gaststätte "Brasserie Lorraine" in Bern, das zugleich ein Kulturlokal ist. Die Organisatoren entschuldigten sich inzwischen bei allen ihren Gästen, "bei denen das Konzert schlechte Gefühle ausgelöst hat." Weiter heißt es in ihrer Erklärung:
"Wir haben es verpasst uns im Vorherein genug damit auseinanderzusetzen und euch zu schützen."
Sie räumten eigene "Sensibilisierungslücken" ein. Laut den Betreibern des Lokals seien während des Auftritts "mehrere Menschen unabhängig voneinander" auf sie zugekommen und hätten "Unwohlsein mit der Situation" geäußert.
Ein weiterer Kritikpunkt soll nach Medienberichten auch die gespielte Musikart gewesen sein. Die fünfköpfige Band hat Reggae, Indie-World und Pop in ihrem Programm. Zudem habe die Kleidung einiger Mitglieder für Kritik gesorgt. Die Band ist nun mit dem Vorwurf der "kulturellen Aneignung" konfrontiert. Bandchef Dominik Plumettaz kann den Aufschrei nicht verstehen. Er erklärte gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), dass man sich "vor den Kopf gestoßen" gefühlt habe.
Laut Plumettaz habe an dem Abend niemand aus dem Publikum mit ihnen direkt gesprochen und sich beschwert. Er unterstrich:
"Wir inspirieren uns von anderen Kulturen und anderen Musikrichtungen, entwickeln diese weiter und machen so unsere Musik."
Das sei auch der Grund, warum einige Bandmitglieder etwa Rastalocken oder traditionelle Kleidung aus afrikanischen Ländern wie Gambia oder Senegal tragen würden, erklärte er weiter. Mit ihrer Musik aufhören wolle die Band nach eigener Aussage aber nicht. Die Gesellschaft würde sich in einem multikulturellen Wandel befinden, in dem auch verschiedene Kulturen ineinander verschmelzen würden. Die Kritik, gar den Aufschrei darüber, dass man auch andere Kulturen aufgreife, verstehe er nicht, so der Bandchef.
Die Gaststätte selbst will jetzt Mitte August eine Diskussionsveranstaltung zum Thema der "kulturellen Aneignung" organisieren.
Gegenüber der Zeitung Blick sagte der Bandchef, er finde es "sehr schwach", dass die Kritiker unbekannt geblieben sind. Er hätte gern direkt mit ihnen gesprochen. Plumettaz erklärte weiter, dass seine Großmutter "dunkelhäutig war" und er selbst "Sklavenvorfahren aus Afrika" habe. Doch zugleich unterstrich er:
"Aber auch das spielt eigentlich gar keine Rolle. Denn würden wir Einflüsse und Kulturen so streng trennen, dann dürfte man als Schweizer Musiker generell nur noch Volksmusik machen, was ziemlich eintönig wäre."
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