Blick in die Zukunft? Blackout in London knapp vermieden

Fast wären in der britischen Hauptstadt letzte Woche die Lichter ausgegangen; nur durch belgischen Strom konnte ein Blackout umgangen werden. Der allerdings war sensationell teuer. Wenn das schon im Sommer passiert, wie wird dann erst der Winter?

Die Hitzewelle der vergangenen Woche soll schuld sein: Bei Temperaturen an die 40 Grad stieg der Strombedarf in der britischen Hauptstadt am 20. Juli in solche Höhen, dass das Netz vom Zusammenbruch bedroht war. Um ihn abzuwenden, musste Großbritannien in Belgien Strom zukaufen – zu einem Rekordpreis von 11.460 Euro pro Megawattstunde.

Dabei war selbst in Belgien die Stromversorgung nicht wirklich stabil. Zwei Atomkraftwerke waren wegen nicht ausreichender Kühlungsmöglichkeiten vom Netz gegangen, und in Belgien herrschte an diesem Tag Sturm. Dennoch war die Unterstützung in diesem Fall gerade noch ausreichend. Andernfalls hätten die Stromversorger Kunden aus dem Netz nehmen müssen, oder es hätte ein echter Blackout gedroht, nachdem das Wiederanfahren der Stromversorgung zu einem komplizierten Akt wird.

Der Preis für den gelieferten Strom war die Folge einer insgesamt erhöhten Nachfrage in Europa an diesem Tag. Der normale Preis für die Megawattstunde liegt unter 200 Euro, für eine halbe Stunde lag er beim 50-fachen. Es sei eine geringe Menge benötigt worden, betont der britische Netzbetreiber ESO, gerade genug, um acht Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.

Javier Blas, Kommentator auf Bloomberg, sieht hinter diesem Ereignis allerdings grundlegendere Probleme. Er schrieb: "In einer normalen Situation, ohne die Staus im Netz, hätte Großbritannien imstande sein müssen, Energie von andernorts im Land in den Südosten zu schicken – selbst die ganze Strecke aus Schottland, wo die Offshore-Windanlagen mehr produzieren denn je. Das Problem ist, dass Großbritannien und der Rest der industrialisierten Länder nicht genug in die Netze investiert und das System verwundbar wird."

Am betreffenden Tag wurden übrigens nach Angaben der ESO    43 Prozent des britischen Stroms mit Gas erzeugt. Der Zwischenfall, der erst durch den Bloomberg-Artikel bekannt wurde, machte sichtbar, wie abhängig die Funktion des britischen Stromnetzes von Lieferungen insbesondere aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden ist.

Die Abhängigkeit des deutschen Netzes, wenn die Solar- und Windenergieausbeute niedrig ist, ist noch weitaus höher. Der Beinahe-Blackout in London gibt einen Ausblick auf die Probleme, die im Winter erwartet werden können, wenn die Nachfrage nach Strom üblicherweise höher ist als im Sommer.

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