Bellingcat bestätigt Beteiligung an ukrainischem Komplott zum Diebstahl russischer Jets

Die umstrittene Organisation für Recherchen im Internet besteht jedoch darauf, dass man dies lediglich im Rahmen der Produktion eines "Dokumentarfilms" getan habe.

Christo Grozev, selbsternannter "leitender Russland-Ermittler" bei Bellingcat, hat am 25. Juli seine Beteiligung an einem Komplott des ukrainischen Geheimdienstes bestätigt. Ziel war es, russische Militärpiloten dazu anzustiften, zusammen mit ihren Kampfjets auf die ukrainische Seite überzulaufen und dabei ihre Maschinen zu entführen. Das hochrangige Mitglied der umstrittenen und vom Westen finanzierten Organisation stellte allerdings die von der russischen Seite verbreitete Version der Geschichte infrage.

Der russische Sicherheitsdienst (FSB) habe "seine traditionelle Mischung aus gefälschten 'Beweisen' und locker interpretierten Fakten" zu dieser Affäre vorgelegt, behauptete Grozev und wies Vorwürfe zurück, direkt in das Komplott verwickelt zu sein. Laut einem vom FSB festgenommenen Mittelsmann hatte dieser direkt von Grozev Anweisungen erhalten, wie er den Piloten Bargeld im Austausch für Videomaterial übergeben sollte, das beweist, dass sie tatsächlich Zugang zu Kampfflugzeugen haben.

"Es ist allerdings wahr, dass ich an dieser verrückten Geschichte von Dreifach-Agenten, gefälschten Pässen und falschen Freundinnen beteiligt war – und zwar als Dokumentarfilmer", beteuerte er in einem langen Twitter-Thread über die Affäre. Grozev ging jedoch nicht direkt auf die Beschuldigungen des inhaftierten Verdächtigen gegen ihn ein. "Grozev hat mir eigentlich keine Details erläutert, er hat mir nur den Namen des Kuriers genannt, der das Geld überbringen würde", hatte der Verdächtige im Verhör behauptet.

Grozev bestand auch darauf, dass die ganze Affäre für den russischen Geheimdienst letztendlich eher mit einem "schweren Pfusch" als mit einer erfolgreichen Operation endete. Er behauptete, der Geheimdienst habe "unbeabsichtigt die Identitäten von Dutzenden von russischen Beamten der Spionageabwehr, ihre Operationsmethoden und ihre verdeckten Mittel" offengelegt. Einer der Piloten zum Beispiel soll sich kurzerhand entschlossen haben, mit seiner angeblichen "Liebhaberin" an Stelle seiner Ehefrau aus Russland zu fliehen – was dem Team um Bellingcat umgehend verdächtig erschien. In erster Linie wurde der angebliche "Liebhaber" als "viel zu gutaussehend" für einen Kampfpiloten eingeschätzt, während laut Grozev ihre Telefonkontakte darauf hindeuteten, dass er bereits mit Beamten des FSB in Kontakt stand.

Die gesamte Operation lief letztendlich darauf hinaus, dass sich beiden Seiten gegenseitig mit Fehlinformationen über Luftverteidigung, Flugkorridore, Höhenkorridore und so weiter versorgten. "Dieses bizarre Spiel gegenseitiger Täuschung endete, als der FSB feststellte, dass niemand bei einem der vorgeschlagenen Treffen auftauchen würde, obwohl der FSB sehr daran interessiert war, ukrainische Agenten zu identifizieren und auch erkannte, dass er aufgeflogen war. Die Ukrainer wiederum erkannten, dass sie wahrscheinlich keinen echten Piloten bekommen werden", schrieb Grozev weiter.

Er behauptete weiter, dass die Operation von "ehemaligen Mitgliedern des ukrainischen Geheimdienstes, die auf eigene Faust handelten", und nicht von aktiven ukrainischen Geheimdienstleuten inszeniert worden sei. "Wenn dem so wäre, wären wir auf keinen Fall auf die Sache eingegangen", betonte er. Bellingcat habe "von der Initiative erfahren", die von den angeblich unabhängigen "Agenten" ergriffen wurde, die man von früher kannte und die "uns einen Platz in der ersten Reihe in der Affäre zusicherten", erklärte Grozev. Er bestritt auch entschieden die Beteiligung westlicher Geheimdienste an dem Komplott und wies derlei Anschuldigungen elegant als "ungetrübten Schwachsinn" zurück.

Russland hat wiederholt die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Bellingcat infrage gestellt. Obwohl die Organisation sich selbst als eine auf Faktenprüfung und Open-Source-Informationen spezialisierte Ermittlergruppe anpreist, an der sowohl professionelle als auch Bürgerjournalisten beteiligt sind, hat Bellingcat von mehreren westlichen Staaten staatliche Fördermittel erhalten. Die Gruppe wurde Anfang Juli in Russland als "unerwünscht" eingestuft, wobei diese Bezeichnung ihr praktisch jegliche Tätigkeiten im Land verbietet.

Im Jahr 2021 beschuldigte Sergei Naryschkin, der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes (SWR), Bellingcat, eng mit westlichen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten. Mit dem einzigen Ziel, "Druck auf Russland oder auf Einzelpersonen und Organisationen auszuüben."

"Sie wenden unehrliche Methoden an. Und die Informationen, die in solchen Fällen verwendet werden, sind falsch und unbestätigt. Sie verfolgen ihre eigenen Ziele und sind bereit, jede Aufgabe zu erledigen, weil sie es für Geld tun und nicht aus objektiven Gründen", behauptete Naryschkin.

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