Die norwegischen Importe von Lachsfutter aus Russland haben sich im letzten Jahr fast verdoppelt – trotz anhaltender westlicher Wirtschaftssanktionen gegen die Russische Föderation, die nach dem Neuaufflammen des Ukraine-Krieges im Februar dieses Jahres verhängt wurden.
Obwohl die Sanktionen den "direkten oder indirekten Kauf, die Einfuhr oder den Transfer von Waren, die Russland erhebliche Einkünfte verschaffen", verbieten, belief sich der Wert der Futtermittelimporte allein im Juni auf 309 Millionen norwegische Kronen (31 Millionen Euro), berichtet die Zeitung Aftenposten.
Das ist fast doppelt soviel wie im letzten Jahr, betonte die statistische Behörde des skandinavischen Staates. Therese Vestre, Leiterin der zuständigen Abteilung der Behörde, erklärte gegenüber Aftenposten:
"Fischfutter und Rohstoffe für Fischfutter machen einen bedeutenden Teil des Gesamteinfuhrwerts im Juni aus."
Die norwegische Regierung erklärte, dass das das Ergebnis einer bewussten Vorgehensweise ihrerseits sei. Alfred Bjørlo, der wirtschaftspolitische Sprecher der liberalen Partei Venstre, sagte:
"Die Regierung räumt den norwegischen Wirtschaftsinteressen Vorrang ein, und dass wir so viel Geld wie möglich verdienen sollten, anstatt bei den Sanktionen gegen Russland so hart zu sein wie die EU und die meisten großen europäischen Länder."
Die Gesamtzahlen für Juni zeigen jedoch, dass die Einfuhren aus Russland zurückgegangen sind. Dennoch kaufte Norwegen im vergangenen Monat Waren im Wert von fast einer Milliarde norwegische Kronen (etwa 100 Millionen Euro) von Russland.
Der Wert der von Norwegen nach Russland exportierten Waren belief sich im zweiten Quartal 2022 auf 633 Millionen norwegische Kronen (64 Millionen Euro), was einen Rückgang um 37 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres bedeutet.
Fisch und Meeresfrüchte, frisch, gekühlt und geräuchert, gehören zu den wichtigsten norwegischen Exportgütern, gleich nach Öl- und Gasprodukten. Im Jahr 2021 exportierte Norwegen 1,4 Millionen Tonnen Fisch aus Aquakultur im Wert von 85,7 Milliarden norwegische Kronen (8,6 Milliarden Dollar), was einem Wertzuwachs von 16 Prozent im Vergleich zu 2020 entspricht. Die wertvollsten Arten sind Lachs und Kabeljau.
Die westlichen Staaten hatten nach dem Neuaufflammen des Ukraine-Konfliktes im Februar dieses Jahres mehrere Sanktionspakete gegen Russland verhängt, die sich unter anderem gegen Spitzentechnologie, Maschinen und Transportausrüstung, Güter mit doppeltem Verwendungszweck und Luxusgüter sowie gegen den Bank- und Finanzsektor richten. Eine Reihe westlicher Unternehmen hat sich seither vom russischen Markt zurückgezogen oder die Beziehungen zu Russland abgebrochen, was als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine dargestellt wird.
Trotz des enormen Sanktionsdrucks und der Aufforderung der USA, Russland zu isolieren und ihm die Einnahmen zu entziehen, ist diese Politik jedoch nicht in vollem Umfang erfolgreich, da auch zahlreiche Mitglieder der westlichen Welt weiterhin Geschäfte mit Russland tätigen und ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen über die Ideologie stellen.
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