Minsk: Bericht über erzwungene Landung von Ryanair-Maschine inakzeptabel

Weißrussland will einen Bericht der internationalen Zivilluftfahrtorganisation über die erzwungene Landung eines Ryanair-Flugzeugs im Mai 2021 nicht akzeptieren. Die Behörde hat die Notlandung als unrechtmäßigen Eingriff der Minsker Regierung kritisiert.

Die internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) verurteilt die erzwungene Landung im Mai 2021 als unrechtmäßigen Eingriff der Regierung in Minsk, teilte die Sonderorganisation der UN diese Woche nach Auswertung von neuem Material, darunter auch Tonaufnahmen des für die Maschine zuständigen Fluglotsen in Minsk, mit. Die als Grund für die Landung angegebene Bombendrohung sei absichtlich falsch gewesen und der Flugbesatzung auf Anweisung hoher weißrussischer Regierungsbeamter übermittelt worden, so die ICAO.

Diese Erkenntnisse seien "absolut inakzeptabel" und diskreditierten die ICAO als technische Behörde, sagte Artjom Sikorski, Leiter der Luftfahrtabteilung im weißrussischen Verkehrsministerium, am Mittwoch. Er fügte hinzu, dass ein Vertreter Russlands im ICAO-Rat mit den Ergebnissen ebenfalls nicht einverstanden sei und auf eine Reihe von Fehlern und Ungenauigkeiten hingewiesen habe. Sikorski erklärte:

In allen ICAO-Dokumenten steht geschrieben, dass die Ermittlungen nicht durchgeführt werden, um die Verantwortlichen zu finden, sondern um ähnliche Pannen in Zukunft auszuschließen.

Sikorski sagte, die ICAO habe bereits im Januar einen Bericht präsentiert und sei zu dem Schluss gekommen, dass es kein Abfangen des Flugzeugs gegeben habe. "Allerdings passte dieser Bericht damals einigen westlichen Ländern nicht, und unter deren Druck wurde die ICAO-Gruppe angewiesen, alle sogenannten Lücken in dieser Angelegenheit aufzuzeigen." Danach habe die ICAO mit Unterstützung der USA und Polens Daten von einem Fluglotsen erhalten. Der neue Bericht sei zu einem "zweitklassigen Spionageroman" geworden und "weit von der Wahrheit entfernt", resümierte der Vertreter der Behörde.

Die Ryanair-Maschine musste im Mai 2021 mit mehr als 100 Menschen an Bord auf dem Weg von Athen nach Vilnius in Minsk zwischenlanden. Angeblich aufgrund explosiver Stoffe. An Bord befanden sich auch der regierungskritische Blogger Roman Protassewitsch, Mitgründer des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, und seine damalige Freundin Sofia Sapega. Beide wurden nach der Landung festgenommen. Die EU sperrte daraufhin ihren Luftraum für Flugzeuge aus Weißrussland.

Sapega wurde dieses Jahr zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil sie im Messengerdienst Telegram einen oppositionellen Kanal betrieb. Ende Juni bat sie den Präsidenten Alexander Lukaschenko um Begnadigung. Protassewitsch hingegen befindet sich auf freiem Fuß und distanziert sich von seiner oppositionellen Tätigkeit.

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