Die EU-Sanktionen gegen Russland seien "falsch kalkuliert" und könnten Europas Wirtschaft zerstören, wenn Brüssel seine Haltung nicht ändere. Das hat der ungarische Premierminister Viktor Orbán am Freitag in einem Radiointerview erklärt. Orbán, der die Russland-Politik der EU scharf kritisierte, sagte:
"Die Stunde der Wahrheit muss in Brüssel kommen, wenn die Staats- und Regierungschefs zugeben, dass sie sich verkalkuliert haben, dass die Sanktionspolitik auf falschen Annahmen beruhte und geändert werden muss."
Er sagte weiter, dass die Ukraine zwar Hilfe brauche, die Staats- und Regierungschefs der EU aber ihre Strategie gegenüber Russland ändern sollten.
Orbán fügte hinzu, dass die Sanktionen die russische Wirtschaft nicht destabilisiert und Moskau nicht gezwungen hätten, die Militäroperation einzustellen. Stattdessen hätten sie der wirtschaftlichen Stabilität der EU selbst großen Schaden zugefügt, so der Minister weiter. Der ungarische Regierungschef erklärte:
"Die Sanktionen helfen der Ukraine nicht, aber sie sind schlecht für die europäische Wirtschaft, und wenn es so weitergeht, werden sie die europäische Wirtschaft zerstören ... Was wir im Moment sehen, ist unerträglich."
Bereits im Mai warnte Orbán vor einer drohenden Rezession in der EU als Folge ihrer Anti-Russland-Politik, als er sagte, dass die derzeitige Energiekrise zusammen mit den Zinserhöhungen in den USA "gemeinsam die Ära der hohen Inflation herbeigeführt haben", was "die Ära der Rezession herbeiführen wird".
Zwei Monate später scheint er jedoch noch größere Zweifel an der Zukunft der Wirtschaft des Euroraums zu haben. Orbán warnte:
"Anfangs dachte ich, wir hätten uns nur selbst ins Bein geschossen [mit den Anti-Russland-Sanktionen], aber jetzt ist es klar, dass die europäische Wirtschaft sich selbst in die Lunge geschossen hat und nach Luft schnappt."
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