Italien hat Deutschland bei der Reduzierung der russischen Gasimporte überholt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch.
Nach Angaben der Agentur, die sich auf tägliche Transportdaten des italienischen Energieinfrastrukturunternehmens Snam beruft, ist der Anteil Russlands an den italienischen Gasimporten in den letzten sechs Monaten von 40 auf 25 Prozent gesunken.
Im Vergleich dazu ist Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, immer noch zu rund 35 Prozent von russischen Gasimporten abhängig, heißt es in dem Bericht.
Nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine im Februar hatte die italienische Regierung eine strategische Entscheidung getroffen, um alternative Brennstoffquellen zu finden, erklärte der italienische Ministerpräsident Mario Draghi am 12. Juli vor Reportern. Er hob hervor:
"Italien kann sich nicht in eine geopolitische Abhängigkeit begeben. Das ist inakzeptabel. Wir haben schnell gehandelt."
Um die Versorgung zu diversifizieren, haben die Regierung und das staatliche Unternehmen Eni vereinbart, die Importe aus afrikanischen Ländern zu erhöhen. Nach Angaben von Snam importiert Italien inzwischen doppelt so viel Gas aus Algerien wie aus Russland.
Außerdem kaufte Snam vor Kurzem zwei schwimmende Regasifizierungsanlagen, um die Kapazität für Flüssigerdgas (LNG) zu erhöhen. Laut Bloomberg sind die Gasspeicher in Italien derzeit zu etwa 60 Prozent gefüllt.
Europa befindet sich seit letztem Jahr in einer Energiekrise, die sich durch die Sanktionen der EU gegen Russland noch verschärft hat. Der Staatenverbund verabschiedete einen Plan mit dem Namen REPowerEU, der darauf abzielt, die allgemeine Energieabhängigkeit Europas von Russland zu verringern. Er sieht vor, dass Brüssel die Gasspeicher bis Anfang November zu mindestens 80 Prozent füllt, um die nächste Heizperiode vorzubereiten.
Außerdem forderten die Regierungen der EU-Staaten die Öffentlichkeit auf, Strom zu sparen, um im Winter keine Abstriche beim Verbrauch machen zu müssen. Die sommerliche Hitzewelle macht dies jedoch schwierig, da die Menschen gezwungen sind, Klimaanlagen zu benutzen. Einige Länder, darunter Deutschland und Italien, erwägen die Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken und die Rationierung von Gas, um die Krise zu entschärfen.
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