Mehrere Raketen hätten während des Beschusses von Lugansk am späten Abend des 12. Juli ihr Ziel erreicht, teilte der Offizier der Lugansker Volksmiliz Andrei Marotschko auf seinem Telegram-Kanal mit. Er wies darauf hin, dass die ukrainische Armee seit Langem versucht habe, bei ihren Angriffen zivile Infrastrukturobjekte in der Region zu treffen. Er vermeldete außerdem, dass auch eine Luftabwehreinheit in Lugansk, welche die Sicherheit der Stadt gewährleisten soll, beschossen worden sei. Marotschko versicherte jedoch, dass die Lage in Lugansk inzwischen unter Kontrolle sei. Es seien alle notwendigen Maßnahmen ergriffen worden, um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.
Indessen stellte die Vertretung der Volksrepublik Lugansk beim Gemeinsamen Zentrum für die Kontrolle und Koordinierung des Waffenstillstands fest, dass das ukrainische Militär bei dem Beschuss der Stadt Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS aus US-Produktion eingesetzt habe. Diese hatte Washington im Rahmen eines Militärhilfspaketes für die Ukraine an Kiew übergeben. Nach Angaben der Vertretung der LVR fand der Beschuss um 23:35 Uhr Ortszeit statt. Dabei wurden insgesamt neun Raketen auf die Stadt abgefeuert.
Auch Marotschko deutete an, es sei sehr wahrscheinlich, dass die ukrainischen Streitkräfte bei dem Angriff das HIMARS-Artilleriesystem mit einer bestimmten Art von Munition eingesetzt hätten. Seiner Meinung nach ließen sich derartige Schlussfolgerungen aus der Entfernung zwischen dem Abschusspunkt und dem Ziel ziehen. Der Offizier führte aus:
"Die Entfernung zwischen Artjomowsk (Bachmut) und Lugansk beträgt mehr als 90 Kilometer. Folglich haben die ukrainischen Streitkräfte gestern Munition für das HIMARS-System der Familie AFOM [Army TACMS Family of Munitions – Anm. d. Red.] mit einer Reichweite von 140 bis 300 Kilometern verwendet."
Mehr Einzelheiten über den nächtlichen Beschuss von Lugansk lieferte der RT-Korrespondent Wlad Andriza. Unter anderem berichtete er, das lokale Luftabwehrsystem habe in verschiedene Richtungen reagiert. Und Andriza fügte hinzu:
"Einige Raketen konnten abgeschossen werden, andere nicht. Einheimische schrieben gestern Nacht, dass die Fenster in einer Entfernung von einem Kilometer durch die Explosion herausgerissen worden und die Scheiben geplatzt seien. Dies geschah acht bis zehn Kilometer vom Stadtzentrum von Lugansk entfernt, und die Wände und Fenster in unserem Haus wackelten. Die Einschläge waren sehr gravierend."
Nach Angaben der LVR-Volksmiliz wurde neben Lugansk auch die benachbarte Siedlung Stachanow Ziel ukrainischer HIMARS-Angriffe. Laut einer Mitteilung des Pressesprechers der Behörde, Iwan Filiponenko, wurden dabei zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Er schilderte zudem massive Zerstörungen an Wohnhäusern, einem Kindergarten und einer Schule.
Der Botschafter der Volksrepublik Lugansk in Russland, Rodion Miroschnik, reichte außerdem die Information nach, dass die meisten der auf Lugansk abgefeuerten Raketen zwar abgefangen worden seien, ihre Splitter jedoch Brände an städtischen Einrichtungen verursacht hätten. Nach Angaben des Diplomaten würden die genauen Daten über die entstandenen Schäden erst zu einem späteren Zeitpunkt vorliegen.
Mit seinen Angriffen gegen die Zivilbevölkerung verfolge Kiew die "Taktik eines Terrorkrieges", räumte Miroschnik ferner ein. Er argumentierte auf Telegram:
"Heute liegt es schon auf der Hand, dass die Militanten sowohl in der DVR als auch im Gebiet Cherson und der LVR dieselbe Taktik anwenden: Ohne jegliche Möglichkeit, auf dem Schlachtfeld etwas entgegenzusetzen, und durch die Niederlage in einer Schlacht nach der anderen, feuern sie immer wieder eine 'Serie von Raketen' ab und versuchen, die Luftabwehr zu durchbrechen, indem sie zivile Objekte und Städte ins Visier nehmen – das ist eine terroristische Taktik."
Zuvor hatte Kiew die US-amerikanischen HIMARS-Raketen bereits bei der Attacke auf Nowaja Kachowka in dem von der russischen Armee kontrollierten Gebiet Cherson eingesetzt. Nach Angaben des Vizechefs der militärisch-zivilen Verwaltung des Gebiets, Kirill Stremoussow, schoss das ukrainische Militär in der Nacht zum Dienstag insgesamt sechs Raketen auf die Stadt ab. Drei von ihnen konnten von der Flugabwehr zerstört werden.
Der Angriff hatte umfassende Zerstörungen der lokalen zivilen Infrastruktur zur Folge, darunter ein Lagerhaus mit 35 Tonnen humanitären Hilfsgütern. Am Mittwoch korrigierte die Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf einen nicht genannten Vertreter der militärisch-zivilen Verwaltung des Gebietes Cherson die Zahl der Todesopfer des Anschlags auf zwei von anfänglich sieben zuvor gemeldeten.
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