Massive Bauernproteste in den Niederlanden weiten sich aus – Polizei und Armee reagieren gereizt

Die Niederlande erfahren derzeit massive Proteste. Bauern demonstrieren gegen Regierungspläne zur Verringerung der Stickoxid- und Ammoniak-Emissionen. Es kam zu Blockaden von Distributionszentren mehrerer Supermarktketten. Mittlerweile haben sich die Fischer angeschlossen.

Die Niederlande kommen nicht zur Ruhe und erleben weiterhin quer durch das Land beeindruckende Massenproteste betroffener Landwirte und Bauern. Die Demonstrationen richten sich gegen die Regierungspläne, eine Quote zur Verringerung der Stickoxid- und Ammoniak-Emissionen in der Landwirtschaft zu erlassen. Nach Berechnungen der Regierung könnte diese Quote unmittelbar zum Aus von rund 30 Prozent der Viehbetriebe führen.

Nachdem bekannt wurde, dass die Proteste dahingehend ausgeweitet werden, dass Flughäfen, Häfen und Vertriebszentren von Lebensmittel-Discountern blockiert werden sollen, sieht sich der niederländische Staat gezwungen, auch Armeefahrzeuge einsetzen zu müssen. Dieser Twitter-Beitrag informiert:

"Die Niederlande setzen gepanzerte Fahrzeuge gegen Landwirte ein, die am Montag die Flughäfen, Häfen und Vertriebszentren des Landes blockieren wollen. Möglicherweise werden auch Lastwagen der Armee mobilisiert."

Die Proteste erfahren großen Zuspruch in der unterstützenden Bevölkerung, wie dieses Video aus der niederländischen Stadt Eindhoven vom Wochenende zeigt: 

"Tausende von Demonstranten unterstützen heute in Eindhoven die Landwirte."

Größere Wirkung, gerade bei der Polizei und Armee, erbrachten die Blockade-Aktionen auf den Betriebsgeländen der Distributionszentren mehrerer Supermarktketten. So waren Jumbo in Veghel (Provinz Noord-Brabant), bei Aldi in Groenlo (Provinz Gelderland) sowie das Gelände des Distributionszentrums von Lidl in Heerenveen (Provinz Friesland) betroffen:

"Holland auf dem Weg zur totalen Lähmung. Zehntausende holländische Landwirte blockieren überall Verteilungszentren und Straßen."

Dieses Video zeigt einen Zusammenschnitt der teils sehr provokativen Protestformen, wie dem Anzünden von Heuballen oder dem Abladen größerer Güllemengen vor Regierungseinrichtungen:

Laut niederländischen Medien haben sich die Fischer des Landes zu Wochenbeginn dem Protest der Landwirte gegen die Stickstoffpläne der Regierung angeschlossen. So wäre bereits der Hafen von Lauwersoog in Groningen mit Booten blockiert worden. Die Kutterfischer-Aktionsgruppe Eendracht maakt Kracht (EMK) hätte zudem auch in anderen Orten - wie IJmuiden in der Provinz Nordholland, wo ein bedeutender Seehafen liegt, und Den Helder an der Nordseeküste - Proteste angekündigt. Die Solidarität kommt nicht überraschend, da bereits Mitte letzten Monats die EMK und die niederländische Fischergewerkschaft angekündigt hatten, dass sie sich dem Protest anschließen würden.

Die niederländische überregionale Tageszeitung AD berichtet:

"Die Stickstoff-Pläne des Kabinetts würden auch bedeuten, dass die Fischerei vor der niederländischen Küste bald nicht mehr möglich sein wird."

Mittlerweile kommt es immer häufiger zu konfrontierendem Aufeinandertreffen von protestierenden Bauern, Polizei wie auch Zivilbeamten: 

Die niederländische Rundfunkanstalt NOS berichtete:

"Die Königliche Militärpolizei der Niederlande verfügt über Einheiten und Ausrüstung, um einzugreifen, wenn Landwirte Flughäfen blockieren wollen. Das Verteidigungsministerium hält Lastwagen bereit, um beschlagnahmte Traktoren abzutransportieren. Auch die Polizei trifft Vorbereitungen."

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