Schweden: Westliche Waffenlieferungen an die Ukraine könnten in die Hände von Kriminellen fallen

Neben Europol ist nun auch Stockholm besorgt darüber, dass Waffen aus der Ukraine nach Schweden gelangen könnten. Dadurch könnte sich die Lage mit kriminellen Banden im Land weiter verschärfen. Politiker erinnern an die Erfahrungen nach den Balkankriegen.

Die schwedische Polizei hat die Befürchtung geäußert, dass die vom Westen an die Ukraine gelieferten Waffen ihren Weg in das skandinavische Land finden und nach Beendigung des Konflikts in den Händen krimineller Banden landen könnten.

In einem Gespräch mit dem schwedischen Rundfunk am Montag warnte der Kommissar für Kriminalität, Gunnar Appelgren, "es besteht wahrscheinlich ein hohes Risiko, dass Ströme illegaler Waffen nach Schweden gelangen", wenn der Frieden in der Ukraine wiederhergestellt ist.

Der Beamte erklärte, dass Waffen in den Konfliktgebieten der Ukraine zwar derzeit sehr gefragt seien, dass Kiew aber nach Beendigung der Feindseligkeiten einen Überschuss an Waffen haben werde. Kriminelle Gruppen könnten versuchen, die Situation zu nutzen, um Geld zu machen, so Appelgren.

Weiter stellte er fest, dass die meisten Waffen, die derzeit von kriminellen Banden in Schweden verwendet werden, aus den Balkankriegen der 1990er-Jahre stammen. "Es kamen viele automatische Waffen, AK47, ins Land", sagte Appelgren und fügte hinzu, dass vor einigen Jahren auch Handgranaten ihren Weg nach Schweden gefunden hatten.

Schweden hat gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, den USA und Australien Waffen und Munition an die Ukraine geliefert, um Kiew bei der Abwehr der russischen Militäroffensive zu unterstützen.

In den vergangenen Jahren hat die skandinavische Nation einen Anstieg bei der Gewaltkriminalität erlebt, wobei Straßenbanden ihre Rechnungen vermehrt mittels Schusswaffen begleichen. Hierauf spielte Appelgren offenbar an, indem er feststellte: "Wir haben Konflikte in Schweden."

Ylva Johansson, eine schwedische Politikerin, die als EU-Kommissarin für Inneres fungiert, vertrat Ende Mai eine ähnliche Position. Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter zitierte sie mit den Worten: "Angesichts von Putins Krieg in der Ukraine sehen wir ein sehr hohes Risiko, dass der kriminelle Waffenhandel zunimmt."

Bei einem Besuch an der moldauisch-rumänischen Grenze stellte Johansson außerdem fest, dass man noch lange nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien die Folgen in Schweden sehe, wo Waffen aus dem Krieg bei Schießereien unter Kriminellen verwendet würden.

Die EU-Vertreterin versprach damals, dass die EU-Kommission bis Ende des Sommers einen Vorschlag zur Verhinderung, Aufdeckung und Untersuchung des illegalen Waffenhandels vorlegen werde.

Experten, die in dem Artikel von Dagens Nyheter zusammen mit Johansson zitiert werden, warnten, dass Kriminelle in Schweden möglicherweise sogar in den Besitz panzerbrechender Munition aus der Ukraine kommen könnten.

Ende Mai erklärte Europol-Chefin Catherine De Bolle der Zeitung Welt am Sonntag, eine der größten Sorgen ihrer Organisation sei "der Verbleib der Waffen, die derzeit in die Ukraine geliefert werden". Auch De Bolle verglich die derzeitige Lage mit "der Situation vor 30 Jahren im Balkankrieg".

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