Kampf gegen "russische Propaganda": Ukraine will Tolstois "Krieg und Frieden" verbieten

In ihrem Kampf gegen "russische Propaganda" will die ukrainische Regierung nun weitere Werke der russischen Literatur verbieten. Unter ihnen ist auch der weltberühmte Roman Leo Tolstois "Krieg und Frieden", der angeblich das russische Militär verherrlicht.

Leo Tolstois "Krieg und Frieden" und andere Werke, die angeblich das russische Militär verherrlichen, werden künftig nicht mehr in ukrainischen Schulen unterrichtet. Das teilte das Bildungsministerium in Kiew am Dienstag mit.

Tolstois international anerkanntes Meisterwerk gesellt sich damit zu anderen Klassikern der russischen Literatur, die in der Ukraine schon lange vor dem aktuellen Konflikt verboten waren. Der erste stellvertretende Bildungsminister der Ukraine Andrei Witrenko erklärte in einem Interview mit dem Fernsehsender Ukraine 24:

"All diese Bücher werden von der ausländischen Literatur komplett ausgeschlossen."

"So wird zum Beispiel 'Krieg und Frieden' in der Ukraine nicht mehr im Unterricht behandelt werden."

Die Behörde arbeite noch an der endgültigen Liste der Werke russischer Schriftsteller, die aus dem Lehrplan gestrichen werden sollen.

Im vergangenen Monat hatte das ukrainische Ministerium für Kultur und Informationspolitik angekündigt, dass literarische Werke, die die "russische Propaganda fördern", aus den ukrainischen Bibliotheken entfernt und durch ukrainische Bücher ersetzt würden. Die stellvertretende Ministerin Larissa Petasjuk verkündete diesbezüglich auf Facebook:

"Propaganda ist eine gefährliche Waffe. Russische Lügen sind heute ein allgegenwärtiges Gift."

Tolstois umfangreicher Bericht über das Russische Reich während der napoleonischen Kriege wurde ursprünglich zwischen 1865 und 1867 in mehreren Bänden veröffentlicht. Der russische Schriftsteller Iwan Turgenjew nannte das Werk 1880 in einem Artikel in einer französischen Zeitschrift "eines der bemerkenswertesten Bücher unserer Zeit" und "das große Werk eines großen Schriftstellers", das ein "wahres, wirkliches Russland" schildert.

Seitdem wurde das Werk in zahlreiche Sprachen übersetzt und für das Fernsehen und die Leinwand adaptiert – zuletzt 2016.

Kiew hat jedoch schon lange vor dem aktuellen Konflikt russische Kunstwerke und russischen Sprachunterricht verboten. Im März 2019 verbot die ukrainische Regierung rund 40 Werke, weil sie russische Unternehmen, Künstler, soziale Netzwerke, Internetportale, die UdSSR oder politische Persönlichkeiten aus der Sowjetzeit erwähnten. Zu ihnen gehörte auch Michail Bulgakows Roman "Der Meister und Margarita", der in der UdSSR ebenfalls zensiert worden war.

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