Ein Embargo über Gas aus Russland könnte zu einer ernsthaften Verknappung des für Italiens Industrie- und Dienstleistungssektor wichtigen Brennstoffs führen. Darauf weist eine am Samstag veröffentlichte Studie des italienischen Industrieverbands Confindustria hin. Die Autoren der Studie stellen fest:
"Eine mögliche Blockade der Erdgasimporte aus Russland, dem Hauptlieferanten Italiens in den letzten Jahren, könnte sehr starke Auswirkungen auf die bereits geschwächte italienische Wirtschaft haben. Ein solcher Schock würde zu einer ernsthaften Verknappung der Gasmengen für die Industrie und den Dienstleistungssektor sowie zu einem zusätzlichen Anstieg der Energiekosten führen."
Der Studie zufolge würde der Entzug des russischen Gases in Italien das BIP in den Jahren 2022 bis 2023 um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr schmälern.
Die Analysten warnen, dass nach einem Rückgang des Wirtschaftswachstums um 0,2 Prozent im ersten Quartal "das Szenario für Italien im zweiten Quartal 2022 aufgrund des anhaltenden Konflikts in der Ukraine schwierig bleibt". In der Studie heißt es weiter:
"Die Daten für April und Mai bestätigen eine Kombination aus steigenden Rohstoffpreisen, Versorgungsengpässen und hoher Unsicherheit. Gleichzeitig könnte ein Rückgang der COVID-19-Infektionen den Verbrauch stützen. Insgesamt sieht der Trend jedoch weiterhin negativ aus."
Zusammen mit Deutschland und anderen europäischen Ländern hat sich Italien bemüht, die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, nachdem Moskau im Februar seine viel kritisierte Militäroperation in der Ukraine begonnen hatte. Der Konflikt und die darauf folgenden westlichen Sanktionen gegen Russland haben die Verfügbarkeit russischer Energielieferungen auf dem Weltmarkt in Frage gestellt und die Energiepreise in die Höhe getrieben.
Italiens Minister für ökologische Modernisierung und Transformation Roberto Chingolani erklärte kürzlich, dass das Land erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 in der Lage sein werde, vollständig auf russische Gasimporte zu verzichten.
Russland deckt rund 45 Prozent des Gasbedarfs in Italien. Vergangene Woche hat Rom Berichten zufolge Unternehmen erlaubt, Rubelkonten bei der russischen Gazprombank zu eröffnen, um das Rubelzahlungssystem einzuhalten und einen Lieferstopp zu vermeiden.
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