Irland: Internes Dokument warnt Regierung vor Risiken des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine

Einem Zeitungsbericht zufolge seien Minister der irischen Regierung informiert worden, dass der Zustrom von ukrainischen Flüchtlingen ein Risiko für den "sozialen Zusammenhalt und die Integration" im Land darstelle. Auch die humanitäre Hilfe stehe vor Herausforderungen.

Laut einem am Samstag von der Zeitung Irish Independent veröffentlichten Artikel seien die Minister der irischen Regierung in einem geheimen Dokument informiert worden, dass das derzeitige Ausmaß der humanitären Hilfe an ukrainische Flüchtlinge in den kommenden Wochen unhaltbar werden könnte.

Wie die Zeitung berichtet, sei in dem Dokument betont worden, es bestehe die Gefahr, dass die Neuankömmlinge ohne Unterkunft, Ausbildung und finanzielle Unterstützung beziehungsweise Beschäftigung in Irland bleiben würden. Besonders gefährlich sei die Lage in "unterprivilegierten Gemeinden", wo die Ankunft ukrainischer Flüchtlinge den "sozialen Zusammenhalt und die Integration" untergraben könnte.

Das Dokument sei der "erste Beleg für die Besorgnis auf höchster Regierungsebene über die Folgen der Krise auf die Gemeinden im ganzen Land", hieß es in dem Bericht.

Zu den besonders gefährdeten Bereichen gehören demnach Irlands öffentliche Dienste sowie die Verkehrs-, Reise- und Tourismusbranche. Die Anstrengungen zur Unterstützung der Flüchtlinge könnten sich zudem auf die "breitere Bevölkerung" auswirken, die unter anderem mit zusätzlichen Belastungen auf die Haushalte und einer erhöhten Nachfrage nach öffentlichen Dienstleistungen einhergehen.

Insgesamt könnten bis zu 5.000 Ukrainer ohne Unterkunft bleiben, wenn man davon ausgeht, dass täglich etwa 250 Flüchtlinge in Irland ankommen. Auch die Wartezeiten auf eine Unterkunft würden sich laut dem Bericht voraussichtlich verlängern. Insgesamt seien seit Ende Februar mehr als 30.000 Ukrainer in Irland angekommen. Davon seien aktuell mehr als 21.000 Menschen auf der Suche nach einer vom Staat bereitgestellten Unterkunft. Eine offizielle Beschäftigung hätten weniger als 2.000 Flüchtlinge gefunden.

Nach UN-Angaben sind seit Ausbruch des Krieges insgesamt mehr als 6,4 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Mehr als die Hälfte davon (fast 3,5 Millionen) zogen ins benachbarte Polen. Rumänien und Russland sind zwei weitere wichtige Zielländer für ukrainische Flüchtlinge, die jeweils rund 900.000 Menschen registriert haben. Deutschland hat laut dem Bundesinnenministerium mehr als 700.000 Flüchtlinge aufgenommen.

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