Medienberichte: EU will mehr Kohle verbrauchen, um Gas aus Russland zu ersetzen

Die EU-Kommission hat erklärt, dass die EU wegen der Ablehnung russischer Energielieferungen den Kohleverbrauch noch einige Zeit erhöhen muss, so die Financial Times. Sie gibt zu, dass dies nicht im Einklang mit der grünen Agenda steht, Brüssel habe jedoch keine andere Wahl.

Die Europäische Kommission hat den verstärkten Einsatz von Kohle in der EU genehmigt, die einen Ersatz für russische Energiequellen sucht. Dies berichtete die Financial Times. Nach Angaben der Zeitung sagte die EU-Kommission, dass Kohlenverbrauch in den nächsten fünf bis zehn Jahren um fünf Prozent steigen wird.

Am 18. Mai stellte die EU-Kommission den REPowerEU-Plan für einen frühzeitigen Ausstieg aus den russischen Energieressourcen, einschließlich Gas, vor. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärte, dass der Plan auf drei Grundsätzen beruhen werde: Energieeinsparung, Beschleunigung des Übergangs zu erneuerbaren Energiequellen und Diversifizierung der Versorgung.

Aus der Strategie geht jedoch auch hervor, dass die EU plant, die Nutzung von Solar- und Windenergie und – für kurze Zeit – von Kohle "massiv" zu steigern, so die Zeitung The Guardian. Der Ausstieg aus russischem Gas bedeutet, dass Kohlekraftwerke "länger als ursprünglich geplant genutzt werden könnten", zitiert die Zeitung einen Auszug aus dem Dokument.

Die Financial Times wies darauf hin, dass der wahrscheinliche Anstieg des Kohleverbrauchs nicht im Einklang mit der grünen Agenda der EU steht, obwohl die Kommission darauf besteht, dass sie ihr Ziel erreichen wird, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Der für den Plan zuständige EU-Kommissar Frans Timmermans antwortete auf die Frage, ob dieser mit der EU-Politik der Dekarbonisierung der Wirtschaft vereinbar sei, die EU habe keine andere Wahl.

Am 18. April hatte die Financial Times unter Berufung auf europäische Beamte berichtet, dass die EU plant, die Zahl der verkauften Kohlenstoffemissionszertifikate zu erhöhen, um die Auswirkungen des Verzichts auf russische Energieressourcen auf die Wirtschaft zu minimieren. Der Zeitung zufolge geht es um die Beschaffung von 20 Milliarden Euro.

Laut Eurostat liegt der Steinkohleverbrauch in der EU im Jahr 2021 bei 160 Millionen Tonnen (79 Prozent weniger als 1990) und der Braunkohleverbrauch bei 277 Millionen Tonnen (60 Prozent weniger). Der weitaus größte Teil der Braunkohle in der EU wird für die Stromerzeugung verwendet. 97 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen auf sechs Länder: Deutschland, Polen, die Tschechische Republik, Bulgarien, Rumänien und Griechenland.

Der Plan der Kommission zur Abkehr von russischer Energie soll bis 2027 laufen. Brüssel schätzt die Kosten für die Umsetzung auf 210 Milliarden Euro.

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