Serbien betrachtet Welle von Bombendrohungen als Druck wegen seiner Position im Ukraine-Krieg

Serbien erlebte zuletzt eine Welle von Bombendrohungen. Anonyme E-Mails sind inzwischen an mehrere Schulen, Einkaufszentren und Restaurants verschickt worden. Dabei kommt es zu massenhaften Evakuierungen. Die Regierung verbindet die Drohungen mit dem Ukraine-Krieg.

Zuletzt ist es in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu massenhaften Evakuierungen gekommen. Die Ursachen waren anonyme Bombendrohungen, von denen vor allem Schulen, aber auch Einkaufszentren, Restaurants und Brücken betroffen waren. Am Montag mussten deswegen in ganz Belgrad 173 Schulen evakuiert werden. Bei den anschließenden Durchsuchungen wurden aber keine Sprengkörper entdeckt. Am Dienstag wurden fünf Einkaufszentren in verschiedenen Teilen der Stadt bedroht. Betroffen waren auch ein Stadium und ein Studentenheim. Die Bombendrohungen erfolgten über anonyme E-Mails, deren Herkunft sich nicht nachverfolgen ließ.

Die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić brachte diese Zwischenfälle mit der Position ihres Landes im Ukraine-Krieg in Verbindung. In einem Fernsehinterview am Dienstag sagte die Politikerin, Belgrad werde damit wegen seiner Weigerung, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschließen, unter Druck gesetzt:

"Wir sind das einzige Land in Europa, das keine Sanktionen gegen Russland eingeführt hat, und der tägliche Druck ist unglaublich. Diese Berichte über Bomben gehören zum Druck aus dem Ausland, weil wir keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben."

Brnabić brachte ihre Vermutung zum Ausdruck, dass die Bombendrohungen sorgfältig geplant worden seien. Jemand habe es unter anderem auf alles abgesehen, was als Sehenswürdigkeit gelten könne. Als Beleg dafür nannte die Regierungschefin eine Bombendrohung gegen das sogenannte Tropicarium in Belgrad, das eigentlich sehr klein und in Serbien nur wenig bekannt sei:      

"Wenn jemand in Serbien auf so etwas gekommen wäre, hätte er niemals eine Drohung an das Tropicarium geschickt."

Im März dieses Jahres hatte es immer wieder Bombendrohungen gegen Flugzeuge der serbischen Fluggesellschaft Air Serbia gegeben, die sich auf dem Weg nach Russland befunden hatten. Einmal musste auch der Flughafen Belgrad geräumt werden. In keinem Fall wurden Sprengkörper gefunden.

Am Wochenende warf der serbische Präsident Aleksandar Vučić im Fernsehsender Prva dem Westen Doppelmoral vor, indem er die Vorgehensweise der westlichen Staaten im Ukraine-Krieg und in der Kosovo-Frage verglich.

"Sie sagen, sie würden keine Änderung der ukrainischen Grenzen akzeptieren – nicht um einen Fußbreit. Wirklich? Dafür aber beteiligen Sie sich an der Zerstörung der nationalen Souveränität Serbiens und sprechen vom Kosovo als 'Herzen Europas' und einem separaten Land."

Dem serbischen Staatschef zufolge verteidige sein Land seine territoriale Integrität und der Westen fordere von Belgrad, aufzugeben. Von Kiew fordere der Westen im Gegenteil, nicht aufzugeben. Somit kommentierte Vučić die Erklärung der G7-Außenminister, wonach sie von Russland verschobene Grenzen niemals anerkennen würden.

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