In einem Zeitungsinterview hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Kritik des polnischen Premierministers Mateusz Morawiecki an den Gesprächen des französischen Präsidenten mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin als "unbegründet" und "skandalös" bezeichnet.
Morawiecki hatte zu Beginn der Woche die diplomatischen Bemühungen Macrons in Form regelmäßiger Telefonate mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Häme und schrägen Geschichtsanalogien kommentiert:
"Präsident Macron, wie viele Male haben Sie mit Putin verhandelt? Was haben Sie erreicht?", stichelte der polnische Premierminister am Montag. "Würden Sie auch mit Hitler, mit Stalin, mit Pol Pot verhandeln?"
Macron bezeichnete die Einlassungen des polnischen Premiers in der Zeitung Le Parisien am Freitag als "beschämend". Die Gespräche mit dem russischen Staatsoberhaupt seien nicht vergebens, sondern "nützlich, um den Frieden von morgen vorzubereiten". Einen Ausweg aus dem Krieg in Europa sehe er jedoch nicht vor "Mitte Mai".
Kremlsprecher Dmitri Peskow würdigte am Mittwoch in einem Interview mit dem französischen Sender LCI die besonderen Bemühungen Frankreichs und die Gespräche und Anstrengungen von Präsident Emmanuel Macron, um Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zu ermöglichen. Frankreichs Ex-Präsident François Hollande, der nach 2014 die Verträge von Minsk mit ausgehandelt hatte, beleidigte den russischen Präsidenten in dieser Woche als Lügner, gestand jedoch zu, es sei sinnvoll, dass sein Amtsnachfolger Emmanuel Macron den Gesprächsfaden nicht abreißen lässt.
Macron selbst fand für Morawiecki, welcher der rechtspopulistischen PiS-Partei angehört, deutliche Worte und nannte ihn einen "rechtsradikalen Antisemiten". Außerdem unterstütze Morawiecki die französische rechte Politikerin Marine Le Pen und mische sich auf diese Weise in die französischen Angelegenheiten ein. "Seien wir nicht naiv: Heute will er ihr vor den Wahlen helfen."
Sowohl von der NATO als auch von der EU verlangt Polen ein härteres Vorgehen gegenüber Russland. Am Samstag sagte Morawiecki bei einem Treffen mit der EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in einem polnischen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge angesichts des inzwischen wieder stärkeren Kurses des russischen Rubels: "Das bedeutet, dass alle wirtschaftlichen Maßnahmen – mikro- und makroökonomische, finanzielle, haushaltspolitische und monetäre – nicht so gegriffen haben, wie sich das einige Politiker gewünscht hatten." In manchen EU-Ländern werde unter dem Druck der Wirtschaft sogar bereits wieder von einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland gesprochen, was Morawiecki strikt ablehnt.
Vor gut zwei Wochen hatte Warschau 45 Russen Spionage vorgeworfen und sie zu "unerwünschten Personen" erklärt. Moskau wertete das als "bewussten Willen Warschaus, die bilateralen Beziehungen vollständig zu zerstören" und erklärte am Freitag seinerseits 45 Mitarbeiter polnischer Auslandsvertretungen zu "unerwünschten Personen".
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