Ukrainische Sicherheitsbeamte und westliche Journalisten, die nordwestlich von Butscha in der Region Kiew nach Belegen für Gräueltaten russischer Soldaten suchten, fanden keine Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen seitens der Letzteren. Dies geht aus Telefonaufzeichnungen hervor, die RT exklusiv vorliegen, und deren Echtheit nicht überprüft werden kann. Stattdessen schilderten die Einheimischen den Journalisten, dass die russischen Soldaten ihnen Essen gegeben und sie allgemein gut behandelt hätten. Hingegen beschwerte sich ein ukrainischer Beamter, dass die Landwehr der ukrainischen Seite in der Stadt "alles geplündert" habe.
In mehreren Satellitentelefonaten berichtet ein Reporter (in den Aufnahmen nur als "Simon" zu identifizieren), seinen Kollegen von den Ergebnissen seiner Recherchen, die er zu Fuß vornimmt. In Borodjanka, einer Stadt etwa 25 Kilometer nordwestlich von Butscha, habe er entgegen seiner Erwartung überhaupt keine Leichen auf den Straßen vorgefunden, so der Journalist.
Zwar sei die Stadt "in Schutt und Asche geschossen" worden, sagt Simon, "aber es gibt keinerlei Anzeichen für Rechtsverletzungen". Tatsächlich interviewten nach Simons Angabe er und sein Kamerateam mehrere Einwohner. Diese erklärten, die russischen Truppen seien sehr freundlich gewesen und hätten sie mit Lebensmitteln, Wasser und anderen Vorräten versorgt. "Und davon zeugen Aussagen vor unserer laufenden Kamera", betont der Journalist.
"Ich weiß nicht, wovon der Staatsanwalt sprach, aber wir haben nichts dergleichen gesehen. Überhaupt nichts. Das ist ein ganz anderes Bild",
sagt Simon seinen Kollegen. Auch ein französischer Journalist habe zwar eine Leiche gesehen – die Person kam bei einem Granatenbeschuss ums Leben –, aber "keine Hinrichtungen".
Der Korrespondent beendet das Gespräch mit der Aussage, er wolle nach Butscha zurückkehren, um dort "Beweise für außergerichtliche Tötungen zu suchen, aber hier gibt es dafür keine Anzeichen".
Die Ukraine beschuldigt das russische Militär, in Butscha mehr als 400 Zivilisten ermordet zu haben, bevor es sich vergangene Woche aus der Stadt nahe Kiew zurückzog. Washington und seine Verbündeten sowie die westlichen Medien übernahmen die Behauptungen Kiews unkritisch und nehmen diese zum Anlass für weitere Sanktionen gegen Russland.
Moskau weist die Anschuldigungen jedoch wiederholt kategorisch zurück und erklärt, dass sich die russischen Truppen bereits am 30. März aus der Stadt zurückgezogen hatten. Behauptungen über Massenmorde seien erst Tage später aufgetaucht, nachdem Kamerateams und ukrainische Sicherheitskräfte in der Kleinstadt eingetroffen seien.
"Landwehr hat alles geplündert"
Ein weiteres abgehörtes Gespräch zwischen zwei Beamten des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) gibt Aufschluss über die Situation in Kuchari, einer Stadt etwa 60 Kilometer nordwestlich von Butscha. Auch der Inhalt dieses Gesprächs widerspricht der vorherrschenden Medienberichterstattung aus Kiew und den NATO-Hauptstädten. Ein mutmaßlicher SBU-Beamter, der sich als Sergej Anatoljewitsch (respektvolle Ansprache mit Patronym und ohne Familienname) zu erkennen gibt und in der Ukraine übliche Schimpfausdrücke für Russen verwendet, spricht mit einem Mann mit dem Namen oder Funknamen Lessogor:
"Vom 24. März bis zum 3. April, nachdem wir die 'Orks' von hier vertrieben hatten, nachdem die Einheit, die sie vertrieben hatte, weiterzog, ist die Landwehr aus Malin eingetroffen ... und hat in dieser Zeit marodiert. Sie haben alles geplündert, was sie konnten. Sie brachen Türen auf und alles ... Tresore geöffnet, Autos gestohlen. Sie haben die Autos mit allem, was etwas wert war, vollgestopft und alles mitgenommen."
Malin ist eine nahe gelegene Stadt südwestlich von Kuchari, die aktuell vom ukrainischen Militär kontrolliert wird.
Ausgerechnet der SBU-Mann stellt die verhassten Russen ausdrücklich der eigenen ukrainischen Landwehr positiv gegenüber:
"Es stellt sich heraus, dass die 'Moskals' nichts mitgenommen haben, aber unsere Leute sind reingegangen und haben alles geplündert."
Als Lessogor fragt, welche Einheit genau geplündert habe, antwortet Sergej Anatoljewitsch, das wisse niemand so genau: "Einige sagen 'Wolhynien', andere sagen, noch jemand". Mit "Wolhynien" ist die Landwehr der gleichnamigen Region im Westen der Ukraine gemeint. Die Gesetzgebung in der Ukraine wurde unlängst dergestalt angepasst, dass der Einsatz von Landwehren nun auch außerhalb ihrer jeweiligen Aufstellungs- und Verantwortungsgebiete erlaubt ist.
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