Im Kampf um das Amt des französischen Präsidenten wird die Luft für den Amtsinhaber Emmanuel Macron immer dünner, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Am Montag kletterten die Umfragewerte für Marine Le Pen auf mehr als zwanzig Prozent, für Macron dagegen fielen sie auf 26 Prozent.
Noch vor zwei Wochen sahen die Umfrageinstitute seine größte Konkurrentin Le Pen stabil bei 15 bis 16 Prozent verharren. Sie lag damit deutlich auf Platz zwei hinter dem Amtsinhaber Macron, der drei gute Wochen lang einen Vorsprung von 15 Prozentpunkten gegenüber Le Pen vorweisen konnte. Die russische Militärintervention gegen nationalistische Kräfte in der Ukraine hatte Macron, wie zuvor auch schon die Coronakrise, enormen Auftrieb verschafft. 30 Prozent der Wähler gaben an, im ersten Wahlgang für Macron stimmen zu wollen. Doch seit Ende März schrumpft der Abstand zwischen Macron und Le Pen stetig.
Für besondere Aufregung sorgen nun Umfragen für den Fall eines zweiten Wahlgangs. Am 24. April werden die zwei bestplatzierten Kandidaten in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Falls Macron – wie bereits 2017 – wieder gegen Le Pen antreten müsste, rechnen die Meinungsforschungsinstitute aktuell mit einem denkbar knappen Wahlausgang. Es gibt zwar noch keine Umfrage, die Le Pen als Gewinnerin sieht, doch das Institut Harris veröffentlichte am Montagabend eine Umfrage, in der Macron auf 51,5 Prozent der Stimmen käme, während es für Le Pen 48,5 Prozent werden könnten. Doch bis dahin kann noch viel passieren.
Le Pen steht für viele Franzosen viel eher als Macron für ein Frankreich der unteren Mittelschicht, für jene Leute also, die es besonders hart trifft, dass Lebensmittel und Benzin durch die Inflation immer teurer geworden sind. Das Thema Kaufkraft dominiert demzufolge mit ihren Wahlkampf.
Doch es könnte auch noch einen "lachenden Dritten" geben: Auch der linke Jean-Luc Mélenchon steigt in den Umfragewerten und liegt derzeit nun bei 17 Prozent. Die bekannte französische Wahlforscherin Nonna Mayer sagte am Montag, sie habe "noch nie eine Wahl mit so ungewissem Ausgang gesehen".
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