"Die Realität sieht ganz anders aus" – RT-Reporter in Melitopol

Auf dem Weg von der Krim nach Melitopol findet RT-Reporter Murad Gasdijew etwas Anderes, als er erwartet hat. Während das Internet voll ist mit Bildern ausgebrannter Panzer und den Spuren von Gefechten, sieht er fast keine Anzeichen von Gewalt.

Murad Gasdijew, Reporter von RT, ist in Melitopol und berichtet, was er gesehen hat.

"Wir sind über die Krim in die Ukraine eingereist, haben die Region Cherson durchquert und sind in die Region Saporoschschje eingereist. Und ich muss Ihnen sagen, dass die Realität ganz anders aussieht als das, was wir auf Telegram oder in den Nachrichten sehen."

Melitopol liegt etwa 60 Kilometer von der Küste des Asowschen Meers entfernt und hat etwa 150.000 Einwohner.

"Auf der ganzen Strecke haben wir keine zerstörten Geräte gesehen. Es gab fast keine Anzeichen von Gewalt – abgesehen von beschädigten zivilen Fahrzeugen an der Grenze.

Selbst in den Außenbezirken von Melitopol sahen wir keine zerstörten Gebäude oder Anzeichen von Kämpfen, aber bei einigen Gebäuden waren die Fensterscheiben eingeschlagen. Und das könnten, nach allem was wir wissen, Plünderer gewesen sein, die jetzt die Stadt in Angst halten."

In vielen ukrainischen Städten haben die Behörden unkontrolliert Waffen an die Bevölkerung verteilt, was zu einem massiven Anstieg von Plünderungen und Gewalttaten geführt hat. Daher könne die Lage in Melitopol nicht als völlig sicher bezeichnet werden. Einige Menschen beginnen, Patrouillen zu organisieren und nachts aus Angst vor Plünderungen Wache zu halten. 

"Sie gehen zu fünft, bewachen Wohnungen und Geschäfte und versuchen, Plünderer und Räuber abzuwehren."

Wie an anderen Orten auch wird versucht, Melitopol durch Verhandlungen und nicht durch Kampfhandlungen einzunehmen. Zurzeit laufen solche Verhandlungen in Energodar, einer Siedlung, die zu einem Kernkraftwerk bei Saporoschje gehört.

Weiter als in die Außenbezirke von Melitopol kam Gasdijew aber nicht. Die Stadt gilt noch nicht als völlig sicher, und das Militär wollte sich nicht auch noch um Journalisten sorgen:

"Verstehen Sie, für die Nazis sind Sie nur ein Bonbon. Stellen Sie sich vor, sie nehmen russische Journalisten gefangen!"

In der Stadt kam es, das belegen Videos aus dem Internet, zu einer Protestdemonstration einiger Bürger mit ukrainischen Fahnen, die aber friedlich verlief und unbehelligt blieb.

Auch Gasdijew bestätigt, dass die Gegend ruhig ist.

"Alles in allem haben wir einen halben Tag lang keine Schüsse oder Explosionen gehört, sondern nur einen Zug nach dem anderen mit russischem Gerät aus der Luft gesehen."

Er fügte hinzu, dass in der Bevölkerung eine interessante Tendenz auftaucht: Einige Menschen tragen weiße Armbinden, wie es auch das russische Militär in der Ukraine tut. Unter der Bevölkerung gäbe es viele Russischsprachige, die das Vorgehen Russlands unterstützen. Doch sie hätten Angst, sich zu äußern:

"Sie sagen, dass sie viele Jahre lang eingeschüchtert wurden und auch jetzt noch Angst haben, sich zu äußern."

Russische Truppen wurden vergangene Woche im Rahmen einer militärischen Sonderoperation zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine sowie zum Schutz der Volksrepubliken Donezk und Lugansk und der nationalen Sicherheitsinteressen Russlands in das russische Nachbarland entsandt. Kiew hat Moskau eine unprovozierte Offensive vorgeworfen.

Die EU, die USA und andere Länder haben mit beispiellosen Sanktionen reagiert, die sich gegen die russische Wirtschaft und eine Reihe ausgewählte hochrangige Beamte richten. Die militärische Sonderoperation Russlands wurde von der Vollversammlung der Vereinten Nationen mehrheitlich verurteilt.

Mehr zum Thema - US-Oberst: Wir drängen die Ukrainer, sinnlos zu sterben