Nach Beginn des russischen Militäreinsatzes meldet die Ukraine vermehrt Opfer unter Zivilisten. In den vergangenen zwei Tagen ist insbesondere Charkow, die zweitgrößte Stadt im Osten des Landes, unter Beschuss geraten.
Am frühen Dienstagmorgen erschütterte eine schwere Explosion den Freiheitsplatz vor dem Gebäude der Gebietsverwaltung in Charkow. Bis zu zehn Menschen sollen hierbei getötet worden sein. Eine Überwachungskamera dokumentierte den Angriff. Ukrainische Medien berichten, es habe sich um eine Rakete vom Typ Smerch gehandelt. Das Medienportal Strana behauptet, der Flugkörper sei von russischen Stellungen aus abgefeuert worden.
Der russische Telegram-Kanal Woenny Oswedomitel (dt.: Militäraufklärer) weist darauf hin, dass das Gebäude seit Tagen vom Stab der Paramilitärs aus der Territorialverteidigung genutzt wird und nennt die Getöteten "Kombattanten". In dem Gebäude würden Gefechtsausrüstung und Munition gelagert.
Am selben Tag wurden nach Angaben des Portals kh.vgorode.ua ein fünfstöckiges Wohnhaus, ein Krankenhaus und eine Fabrik bombardiert. Ein weiteres Wohngebiet soll von Mehrraketenwerfern vom Typ Grad beschossen worden sein.
Der Oberbürgermeister Charkows Igor Terechow erklärte, das ukrainische Volk werde getötet. Er erzählte vom Schicksal einer Familie mit Kindern, die in einem Auto verbrannt sei. Terechow bedankte sich bei der Feuerwehr und städtischen Diensten, die unter Lebensgefahr die Folgen der Zerstörungen beseitigen würden.
Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken zeigen Explosionen und Zerstörungen in Wohngebieten. Experten zufolge wurde die Stadt mit Grad- und Smerch-Raketenwerfern beschossen. Nach Angaben der örtlichen Behörden seien mindestens 11 Menschen getötet worden. Der Chef der Gebietsverwaltung Oleg Sinegubow beschuldigte russische Streitkräfte des Beschusses:
"Dies geschieht tagsüber, wenn die Menschen in die Apotheke gehen, um Lebensmittel zu kaufen oder Trinkwasser zu holen. Russland setzt schwere Artillerie ein."
Moskau weist solche Angriffe auf Zivilisten zurück. Auf die Frage, welche Stellung der Kreml zu den Angaben über Todesopfer unter der Zivilbevölkerung während der russischen Militäraktion in der Ukraine bezieht, antwortete Kremlsprecher Dmitri Peskow:
"Die russischen Streitkräfte führen während der Sonderoperation keine Angriffe auf Objekte der zivilen Infrastruktur oder Wohnkomplexe durch. Dies ist ausgeschlossen. Es handelt sich ausschließlich um die Entmilitarisierung der Ukraine, um militärische Objekte."
Russische Medien schreiben, dass Angriffe dieser Art für Russland keinen militärischen Sinn ergeben würden und schließen Provokationen nicht aus, mit denen die Bevölkerung gegen die russischen Streitkräfte unnötig aufgestachelt werden soll.
Eine unabhängige Expertise über die Ereignisse ist derzeit nicht möglich.
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