Das Oberhaupt der infolge des Staatsstreiches im Jahr 2014 in der Ukraine proklamierten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin, gab am Samstag dem Sender RT ein Interview. Darin bezeichnete er die jüngsten Prognosen westlicher Medien und Politiker über eine angeblich unmittelbar bevorstehende russische Invasion der Ukraine als "Hysterie".
Puschilin empfinde die ganze Situation, in der die US-Regierung Derartiges behaupte, während die ukrainische Regierung konträr dazu handele, als "ziemlich lächerlich". Während die US-Regierung unentwegt warnt, dass eine russische Invasion in der Ukraine unmittelbar bevorstehen könnte, erklären ukrainische Behörden, darunter der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, dass sie diesbezüglich über keine Informationen oder Hinweise verfügten.
Jüngst hatten führende Zeitungen der westlichen Welt mit Berufung auf Informationen des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA sogar das Datum des russischen Angriffs vorausgesagt. Demnach werde die russische Invasion am Mittwoch, den 16. Februar beginnen. Mehrere Staaten rieten ihren Bürgern daher, die Ukraine zu verlassen, darunter die USA, Deutschland, Großbritannien, Australien, Neuseeland, die Niederlande, Japan, Dänemark, Estland und Litauen.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, ließ es sich nicht nehmen, auf die panischen Meldungen zu reagieren:
"Haben Sie so etwas schon einmal gesehen? Die USA behaupten seit zwei Monaten, die Ukraine stehe vor einem Angriff Russlands. Der ukrainische Präsident und der ukrainische Sicherheitsblock sagen seit zwei Monaten, dass sie keine derartigen Informationen haben, und bitten nun diejenigen, die sich dafür interessieren, um Auskunft. Außer Bloomberg, dem Spiegel und ungenannten US-Quellen verfügt niemand über derartige Informationen. Aber offenbar werden die Maidan-Macher nicht ruhen, bis die Ukraine vollständig zusammengebrochen ist. Seit zwei Monaten verhöhnen sie den gesunden Menschenverstand und das ukrainische Volk und betreiben eine globale Provokationskampagne."
Puschilin erklärte, dass man sich natürlich bestmöglich vorbereite. In dem von ihm verwalteten Gebiet befürchte man nämlich statt einer russischen Invasion eher Provokationen, die auf Kiews Befehl erfolgen. Er schloss auch nicht aus, dass man im Notfall Russlands Hilfe anfordern werde. Dazu erklärte er:
"In erster Linie verlassen wir uns auf unsere eigenen Kräfte, und deshalb haben wir unsere Übungen in letzter Zeit intensiviert. [...] Dazu gehört auch eine ganze Reihe von Aktivitäten im Zusammenhang mit der Evakuierung bestimmter Gebiete entlang der Kontaktlinie, in denen es für die Zivilbevölkerung extrem gefährlich wäre, sich aufzuhalten. Dazu gehören auch die Arbeit der Rettungsdienste während eines bestimmten Zeitraums und eine Reihe anderer Maßnahmen, die es uns erlauben zu sagen, dass wir generell auf eine mögliche ukrainische Offensive vorbereitet sind.
Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass angesichts der Anzahl der Waffen und Söldner, die sich in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten der Region Donbass aufhalten, die Situation für uns sehr schwierig werden könnte. Und natürlich werden wir je nach Lage der Dinge reagieren. Wir schließen jedoch nicht aus, die Russische Föderation um Hilfe zu bitten."
US-kritische Analysten glauben hingegen, dass die US-Behörden derzeit bewusst eine Gefahr heraufbeschwören würden, um die EU-Partner davon zu überzeugen, das mit Russland zu betreibende Gaspipeline-Projekt "Nord Stream 2" auf Eis zu legen. Seit Jahren sprechen sich sämtliche US-Regierungen vehement gegen die Ostsee-Pipeline aus, da diese angeblich die EU von Russland abhängig machen werde. Darüber hinaus seien die Vereinigten Staaten bestrebt, den Verkauf ihres Fracking-Gases in der EU voranzutreiben. Selbst hochrangige Analysten aus US-Kreisen machen keinen Hehl daraus, dass es den US-Interessen zuwiderlaufe, wenn die EU eine starke und gute Partnerschaft mit Russland pflege.
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