Schon in etwa 15 Jahren könnte die Ukraine einem Unionsstaat mit Russland und Weißrussland beitreten, wenn während der jetzigen Krise "Fehler" vermieden würden, sagte Präsident Alexander Lukaschenko in einem Interview mit dem Youtube-Kanal Solowjiew Live, das am Sonntag in Teilen in russischen Medien veröffentlicht wurde. Das Hauptproblem sei, erklärte er, dass die gegenwärtige Krise von jenseits des Atlantik geschürt werde. Lukaschenko warf Washington vor, Kiew aktiv in einen Krieg mit Russland zu treiben:
"Das ist nur die Essenz des Krieges, über den ihr und wir zur Zeit debattieren: 'Oh, die Ukraine zieht in den Krieg.' Das ist nicht die Ukraine, das sind die Amerikaner, die sie in den Krieg stoßen."
In den vergangenen Monaten haben westliche Spitzenvertreter und Medien wiederholt vor einem vermeintlich drohenden Einmarsch Russlands in die Ukraine gewarnt, ein Vorwurf, den Moskau stets bestreitet. Tatsächliche Beweise, die diese Behauptungen stützen, gibt es nicht. Stattdessen zitieren die Berichte anonyme Quellen und Beobachtungen von Bewegungen russischer Truppen auf russischem Gebiet.
Die Ukraine scheine widerwillig in den Krieg zu ziehen, beobachtete Lukaschenko und bezog sich dabei auf Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in jüngerer Zeit. Letzterer hatte westlichen Politikern und Medien vorgeworfen, die Spannungen aufzubauschen, und gesagt, sie stellten die Situation so dar, als befände sich sein Land bereits im Krieg mit Russland.
"Obwohl ich es nicht erwartet habe, dass er [Selenskij] sich so verhält, hat er schon angefangen zu schreien 'Nein, nein, es wird keinen Krieg geben, da ist kein Krieg' und so weiter. Jetzt versuchen sie, ihn in seine Box zurückzutreiben und ihn dazu zu bringen, dass er sagt, es wird einen Krieg geben, wir greifen an und so weiter," sagte Lukaschenko und nannte seinen ukrainischen Amtskollegen einen "kopflosen" Mann. Der ukrainische Präsident scheine nicht "die gesamte sowjetische Vergangenheit" zu hassen:
"Er ist eine formlose Person, er hat kein Rückgrat."
Nach der Zukunft der Ukraine befragt, sagte Lukaschenko, das Land könne letztlich nicht nur als Verbündeter enden, sondern als Mitglied des Unionsstaats, der augenblicklich Russland und Weißrussland umfasst.
Der im Jahr 1999 gegründete russisch-weißrussische Unionsstaat sah ursprünglich die Schaffung eines gemeinsamen Kabinetts und Parlaments und eine gemeinsame Gerichtsbarkeit sowie weitere Institutionen vor, was aus zwei Nationen letztlich eine machen würde. Bis jetzt wurde keiner dieser Pläne umgesetzt, aber die beiden Länder verbindet eine tiefe ökonomische und politische Partnerschaft. Im vergangenen Jahr haben Moskau und Minsk Pläne zur weiteren Integration angekündigt. Weitere Länder könnten sich der Organisation ebenfalls anschließen, schlug Lukaschenko vor.
"Wissen Sie, Weißrussland ist schon dort, ich denke, das war eine gute Lektion für Kasachstan", sagte er in Bezug auf die gewaltsamen Unruhen, unter denen das zentralasiatische Land Anfang Januar litt und die dazu führten, dass die kasachische Regierung um eine kurze Friedensmission der von Russland geführten Organisation für kollektive Sicherheit (CSTO) bat.
"Wenn Sie 15 Jahre sagen, dann bin ich sicher, dass die Ukraine dort sein wird, wenn wir keine Fehler machen," sagte Lukaschenko voraus.
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