Vor dem Hintergrund der angespannten Situation rund um die Ukraine hat das Rasumkow-Zetrum in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eine repräsentative Meinungsumfrage durchgeführt. Vom 28. bis zum 31. Januar 2022 befragte die demoskopische Abteilung der nicht staatlichen Denkfabrik per Telefon 1.206 Menschen ab 18. Jahren. An der Befragung nahmen Einwohner aller Regionen der Ukraine teil – außer jener Gebiete, die von der Regierung in Kiew nicht kontrolliert werden. Die Studie wurde am 2. Februar veröffentlicht.
Nach der Meinungsumfrage halten 44,9 Prozent der ukrainischen Bevölkerung eine militärische Invasion Russlands in diesem Winter oder Frühling für möglich. 43,7 Prozent glauben an keinen baldigen Angriff des Nachbarlandes. In dieser Frage bestehen geografische Unterschiede. So halten 54,9 Prozent der Einwohner der Zentralukraine und 51,6 Prozent der Westukraine eine Bedrohung durch Russland für real, während 35,1 Prozent beziehungsweise 43,2 Prozent an keinen baldigen Einmarsch glauben. Gleichzeitig ist die Mehrheit der Einwohner der Süd- und Ostukraine der Meinung, dass es demnächst zu keiner Invasion kommen wird: Eine solche Gefahr sehen 36 Prozent gegenüber 45,1 Prozent im Süden und 28,5 Prozent gegenüber 55,7 Prozent im Osten.
44,9 Prozent der Befragten erklären sich bereit, persönlich zur Waffe zu greifen, um ihr Land zu verteidigen. 45,4 Prozent sehen die Landesverteidigung dagegen im Zuständigkeitsbereich des Militärs und wollen sich nicht einmischen. In diesem Punkt gibt es geschlechtliche, geografische und altersbedingte Unterschiede. So wollen 61,3 Prozent der Männer die Ukraine mit allen Mitteln verteidigen, während es unter den Frauen lediglich 31,6 Prozent sind. Im Westen des Landes sind 73,7 Prozent der männlichen Bevölkerung bereit, ihr Land mit Waffen zu verteidigen. Im zentralen, südlichen und östlichen Teil des Landes sind es entsprechend 59,7 Prozent, 48,4 Prozent und 58 Prozent. Unter jungen Männern zwischen 18 bis 29 Jahren ist dieser Kennwert am höchsten: 76,2 Prozent von ihnen sind bereit, persönlich zur Waffe zu greifen.
Mit 55,6 Prozent ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass die ukrainische Regierung nicht genug unternimmt, um eine russische Invasion abzuwenden. 28,6 Prozent glauben, dass die Maßnahmen der Regierung in Kiew ausreichend sind. 55,7 Prozent glauben, dass Präsident Wladimir Selenskij als Oberbefehlshaber unfähig ist, die Landesverteidigung zu organisieren. 26,9 Prozent sind der gegenteiligen Meinung. 21,5 Prozent fühlen sich beruhigt durch Selenskijs Appelle, nicht in Panik zu verfallen. 10,6 Prozent machen solche Appelle im Gegenteil Angst. Die Mehrheit – 62 Prozent – schenken ihnen keine Beachtung.
Mehr zum Thema - "Die Menschen brauchen Frieden" – Bewohner der Region Donezk äußern sich zur möglichen Eskalation