In Stalingrad, wie das heutige Wolgograd damals hieß, brach die Rote Armee der Wehrmacht das Rückgrat und markierte damit einen Wendepunkt im Verlauf dieses blutigen Konflikts. Die Stadt zahlte jedoch einen hohen Preis für diesen Sieg – nach einem erbitterten Straßenkampf, Artilleriebeschuss und Luftangriffen lag eines der am schnellsten wachsenden Industriezentren der Sowjetunion fast komplett in Trümmern, weit mehr als 100.000 Einwohner starben.
Die Geschichte der Heldenstadt, die ursprünglich Zarizyn hieß, reicht bis ins späte 16. Jahrhundert zurück. In einem Erlass des Zaren Fjodor Iwanowitsch aus dem Jahr 1589 wird sie erstmals als eine Stadt erwähnt, die zum Schutz der russischen Gebiete vor den Überfällen der Steppennomaden gegründet wurde. Im Laufe der Zeit verschob sich die Staatsgrenze nach Süden, und der militärische Außenposten an einer Kreuzung von Land- und Flusswegen entwickelte sich allmählich zu einem großen Handelszentrum.
Der russische Bürgerkrieg wurde für Zarizyn zu einer Tortur. Die von der Roten Armee verteidigte Stadt hielt zwischen Juli 1918 und Oktober 1919 drei großen Angriffen der Truppen der Weißen Garde stand. In der Folgezeit wechselte die Stadt mehrmals zwischen den gegnerischen Parteien hin und her. Infolgedessen wurden Industrieunternehmen in Zarizyn zerstört, während die Kanalisation, die Wasserversorgung und das Elektrizitätswerk der Stadt ausfielen.
Josef Stalin, damals Vorsitzender des Revolutionären Militärrats des Nordkaukasischen Militärbezirks (der die militärische und politische Führung der Rotarmisten übernahm), beteiligte sich aktiv an der Verteidigung der Stadt gegen die Kräfte der Weißen Garde. In Anerkennung dieser Leistungen wurde Zarizyn 1925 in Stalingrad umbenannt. Während der wenige Jahre später begonnenen forcierten Industrialisierung entwickelte sich Stalingrad zu einer sozialistischen Musterstadt, die städtebauliche Maßstäbe setzte. Die Einwohnerzahl wuchs rasant und verfünffachte sich innerhalb nur von knapp 20 Jahren von 87.000 im Jahr 1920 auf 445.000 im Jahr 1939.
Im selben Jahr wurde auf dem Platz der gefallenen Kämpfer für die Revolution im Zentrum der Stadt ein Lenin-Denkmal enthüllt. Direkt daneben stand ein Symbol des alten Zarizyn, die Alexander-Newski-Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche, die 1932 gesprengt wurde. Das Denkmal für den "Führer der Weltrevolution" sollte noch etwas länger überleben, bis zu den schweren Kämpfen in den Straßen der Stadt Ende 1942.
1930 wurde in Stalingrad das erste Traktorenwerk des Landes, eines der größten in Europa, eröffnet. Neben Traktoren wurden dort auch leichte T-26-Panzer und die berühmten mittelschweren T-34-Panzer hergestellt. Während des Krieges musste die Arbeit in den Werkstätten des Werks erst am 13. September 1942 eingestellt werden, als deutsche Infanterieeinheiten auf das Werksgelände gelangten.
Das Maxim-Gorki-Regionaltheater war das kulturelle Zentrum von Stalingrad. Das Gebäude, das noch aus der Zeit des kaiserlichen Russlands stammte, wurde während der Kämpfe schwer beschädigt und seine Wiederherstellung dauerte fast sieben Jahre.
Bis zu dem verheerenden deutschen Luftangriff am 23. August 1942 galt das Zentralkaufhaus der Stadt als eines der schönsten des Landes. Am Ende der Schlacht um Stalingrad wurde das Untergeschoss des Gebäudes vom Hauptquartier der 6. Armee unter der Führung von Friedrich Paulus eingenommen. Dort wurde der Feldmarschall am 31. Januar 1943 von den sowjetischen Truppen gefangen genommen.
Eines der markantesten Gebäude der Stadt war eine Dampfmühle, die vor der Revolution von 1917 einer wolgadeutschen Unternehmerfamilie, den Gerhardts, gehörte. Dank ihres Stahlbetonrahmens und der dicken Mauern konnten die sowjetischen Truppen die Mühle 1942 in eine wichtige Verteidigungsanlage umwandeln, die den Weg zur Wolga abdeckte.
Nach dem Krieg wurde beschlossen, die stark beschädigte Mühle weder abzureißen noch zu restaurieren, sondern sie als Denkmal für die schrecklichen Ereignisse und zur Erinnerung an den Heldenmut zu erhalten.
Das ehemalige Haus des Kaufmanns Woronin, das in der Sowjetzeit zum Palast der Pioniere wurde, hatte alles, was die Kinder der Stadt benötigten: Musikräume, ein Ballettstudio, ein Labor für junge Naturforscher, einen Club für junge Seeleute und vieles mehr. Nach dem Krieg wurde das stark beschädigte Gebäude abgerissen.
Auf dem Priwoksalnaja-Platz vor dem Bahnhof stand der Barmalei-Brunnen, inspiriert von einem Märchen in Versen von Kornei Tschukowski. Es handelte sich um eine Komposition von sechs Kindern, die um ein Krokodil tanzen.
Während der Schlacht um Stalingrad erlangte dieser Brunnen weltweite Berühmtheit dank der eindrucksvollen Fotos, die Kriegsberichterstatter von ihm machten und auf denen die Freude auf den Gesichtern der Kinder den düsteren Ruinen der den Platz umgebenden Häuser gegenübergestellt wurde.
Mit freundlicher Genehmigung von Russia Beyond The Headlines (RBTH)