Angesichts eines drohenden bewaffneten Konfliktes, der zur Kürzung russischer Erdgaslieferungen nach Europa führen könnte, will Australien seinen westlichen Partnern den Rücken stärken. Dafür erwägt die australische Regierung, die von möglichen Engpässen betroffenen Länder bei Bedarf mit zusätzlichem Flüssigerdgas (LNG) zu beliefern. Australien sei "ein weltweit führender und zuverlässiger Exporteur von Flüssigerdgas" und stehe "bereit, bei jeder Anfrage nach weiteren Lieferungen zu vermitteln." Das erklärte Keith Pitt, der australische Ressourcenminister, der Zeitung The Guardian.
Zuvor hatten sich die USA und Großbritannien über die Abhängigkeit Europas von russischem Gas besorgt gezeigt. Denn diese könne den Kontinent inmitten wachsender Spannungen mit Russland verwundbar machen. Besonders alarmierend sei in dieser Situation die Tatsache, dass Russland US-Angaben zufolge den Durchfluss von Erdgas durch die Ukraine bereits von 100 auf 50 Millionen Kubikmeter pro Tag eingeschränkt habe.
Wie ein Vertreter der Biden-Administration dem Blatt offenbarte, verhandle Washington inzwischen mit verschiedenen Ländern und Unternehmen über potenzielle Gaslieferungen nach Europa, für den Fall einer russischen Invasion in der Ukraine. Neben den USA und Australien wird auch Katar als alternativer Gaslieferant in Betracht gezogen.
Indessen hat die australische Regierung zu einer Deeskalation der Spannungen in Osteuropa aufgerufen. Man wolle sich die Möglichkeit offenlassen, im Falle eines russischen Einmarsches in der Ukraine Sanktionen gegen Moskau zu verhängen. Entsprechend bezeichnete die Außenministerin Marise Payne die Sanktionen als "ein mögliches Instrument", das Australien und seine Verbündeten einsetzen könnten, "um unsere große Besorgnis über ein solch aggressives Verhalten zum Ausdruck zu bringen."
Der russische Botschafter in Australien, Alexei Pawlowski, ließ die Androhung australischer Sanktionen jedoch abblitzen. Er erklärte, diese hätten keine Auswirkungen auf die Position Moskaus. "Sanktionen funktionieren einfach nicht", sagte Pawlowski am Mittwoch gegenüber ABC Radio National. Er bestritt auch die Vorwürfe, dass die russische Truppenaufstockung im russisch-ukrainischen Grenzgebiet die Absicht in sich berge, in die Ukraine einzumarschieren.
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