Raubtierfreunde versus Landwirte – Gerichte mit Fällen zum Schutz des Wolfes überfordert

Der Wolfsbestand in Schweden wird auf rund 400 Tiere geschätzt. Die Landwirte sind die Leidtragenden einer Tierschutzpolitik, welche ihren Viehbestand bedroht. Oft kommt es zu Rechtsstreitigkeiten zwischen Landwirten und Raubtierfreunden. Die Gerichte im Norden sind angesichts der Häufung der Fälle überlastet.

Der Wolf sollte die Agrarlandschaft der EU wieder besiedeln. Nicht nur in Deutschland, auch in Schweden steht Gevatter Isegrim deshalb unter Artenschutz. Doch die Landwirte leiden Not. Laut einer Umfrage der Universität Göteborg spielen die Hälfte der Bauern mit dem Gedanken, ihre Nutztierhaltung aufzugeben. Ihnen fehle das Vertrauen in die Behörden.

Über Lizenz- und Schutzjagden entscheiden in Schweden die Kreisverwaltungen. Werden Lizenzen ausgeben, mischen sich allerdings empörte Tieraktivisten ein. Im nördlichen Luleå häufen sich daher die Gerichtsfälle. Dort sind es inzwischen mehr als in ganz Schweden. Zumal es im Jahr 2020 in dem skandinavischen Land bereits dreimal so viele Fälle gab wie 2014. Ein Ende dieses Trends ist nicht absehbar. 

In der Kommune Dalarna begann am 2. Januar eine Lizenzjagd. Insgesamt 18 Wölfe dürfen geschossen werden. Der Kreisverwaltungsrat gab an, damit "die negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Anwohner des Wolfsreviers zu begrenzen." 

Die schwedische Zeitung Expressen widmete dem Streitthema einen Artikel, verfasst von der Vorsitzenden der Organisation Raubtierpolitik, Gölin Carina Christiansen. Sie macht den sogenannten "Raubtierfreunden" Vorwürfe einer falschen Schutzpolitik und sieht die schwedische Sommerweidekultur bedroht: 

"Wer versucht, jede Jagd, jede Bewirtschaftung zu stoppen, ist in Wirklichkeit der schlechteste Freund der Raubtiere. Weil er dafür sorgt, dass es mit Raubtieren und Menschen in denselben Gebieten nicht funktioniert. (...) Überall in der EU finden Angriffe statt. Weidetiere – Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde – sowie Katzen und Hunde werden heute auf dem gesamten EU-Festland angegriffen. Und besonders Kleinbauern sind betroffen."

Die Entscheidung, ob die Wölfe geschossen werden sollten, müssten nach Ansicht von Christiansen sachkundige Personen vor Ort treffen. Wenn sich die Politik nicht ändere, sei mit einem "sich verschlechternden Nahrungsangebot, überwucherten Naturweiden, weniger Kräutern, die auf Weidetiere und deren Dung angewiesen sind, und (dem Ende) einer tausendjährigen schwedischen Sommerweidekultur" zu rechnen.

Dies würde bedeuten, dass etwa Lammfleisch auf umweltschädliche Weise über das Meer transportiert werden müsste. Die Politik sei angehalten, eine rechtssichere Beseitigung von Wolfsterritorien vorzunehmen, die die Rentabilität und das Überleben eines Landwirtes bedrohten. 

Im Nachbarland Norwegen hat das Bezirksgericht jüngst eine geplante Lizenzjagd gestoppt, bis die Justiz eine weitere Entscheidung trifft. Zwar hatte das Ministerium für Klima und Umwelt die Genehmigung für die Jagd erteilt. Tierschutzorganisationen aber schalteten sich ein, und wurden von dem Bezirksgericht in ihrem Verweis auf den Artenschutz bestätigt. In Spanien protestierten am Wochenende tausende Bauern gegen die vorherrschende Agrarpolitik. Rund 21.000 Rinder fallen dort pro Jahr den Wölfen zum Opfer.

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