Wladimir Selenskij sagte in dem Video, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, dass die Ukraine keinen Krieg will, aber darauf vorbereitet sein muss. Ihm zufolge sei der gesamte Informationsraum derzeit mit Meldungen gefüllt, wonach "eine Invasion morgen beginnen könnte" und die Ukraine "noch nicht bereit" sei. Allerdings seien solche Aussagen nicht neu, sagte er:
Ist das nicht seit acht Jahren Realität? Hat das nicht schon 2014 begonnen? Ist die Kriegsgefahr erst jetzt entstanden?
Laut dem Staatsoberhaupt greife Moskau nicht seinen Nachbarn, sondern die Nerven der Ukrainer an, um Angst zu schüren und die Wirtschaft des Landes zu beeinflussen. Selenskij forderte die Bevölkerung auf, nicht in Panik zu geraten, kein Geld abzuheben und Waren wie Buchweizen oder Streichhölzer nicht aus den Regalen zu fegen.
"Alle unsere Bürger müssen aufatmen, sich beruhigen. Die Medien sollten Mittel der Masseninformation sein und keine Mittel der Massenhysterie", fügte er hinzu. Die Menschen sollten keine Falschnachrichten an Freunde in sozialen Netzwerken weiterleiten. Alles sei unter Kontrolle.
Die ukrainischen Behörden seien sich aller potenziellen Gefahren bewusst und wüssten, wie sie handeln müssten, versicherte Selenskij. Das Staatsoberhaupt erklärte, dass Kiew alles unternehme, um Frieden zu erreichen und Probleme mit diplomatischen Lösungen aus dem Weg zu räumen.
Die Ansprache wurde nach Gesprächen mit US-Außenminister Antony Blinken veröffentlicht. Kommenden Freitag will Blinken auch seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow zu Gesprächen in Genf treffen.
Seit vergangenem Herbst berichten westliche Medien über eine angebliche Ansammlung russischer Soldaten nahe der ukrainischen Grenze. Die Rede ist von ungefähr 100.000 Soldaten. Das Weiße Haus hat erklärt, Russland könne "jeden Augenblick" einen Angriff starten. Der Kreml hat mehrmals betont, dass es keine Pläne gebe, in die benachbarte Ukraine einzumarschieren, und verweist darauf, dass es sich um eigene Truppen auf eigenem Staatsgebiet handele.
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